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Metaverse: Wo bleibt die versprochene Revolution?

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Von Anfang an war das Metaverse als nichts anderes als eine Revolution angekündigt. Es sollte alles verändern und die Welt, das Internet, das Arbeiten und einfach jeden digitalen und nicht digitalen Bereich maßgeblich beeinflussen. Das ist, nun ja, Sie ahnen es bereits, inzwischen einige Jahre her. Viel getan hat sich seitdem noch nicht und vom Metaverse, wie es angekündigt war, fehlt auch weiterhin jede Spur.

Dennoch generierte der Begriff allgemein viel Aufmerksamkeit und lockte Investoren und Unternehmer gleichermaßen an. Immerhin wurde hier nichts anderes als die Zukunft von morgen behandelt. Mithilfe von Augmented-Reality- bzw. Mixed-Reality-Anwendungen sollte das Metaverse immersive und effektive Prozesse einleiten, die es so noch nie gegeben hatte. Ein Versprechen, welches weiterhin uneingelöst zu sein scheint und dessen weiterer Verlauf ziemlich unklar erscheint.

Das war für uns der perfekte Anlass, um sich das Metaverse als solches noch einmal genauer anzusehen. Was hat es damit auf sich und wohin geht die Reise in Richtung Zukunft, die gewissermaßen gar nicht mehr aufhören will?

Was ist das Metaverse?

Auf Deutsch gibt es den sperrigen Begriff des Metaversums, doch den nutzt auch hierzulande niemand. Vielmehr ist also vom Metaverse die Rede, der englischen Bezeichnung. Das Metaverse möchte ein virtueller Raum sein, an dem jedoch mehr geschieht als gemeinsames Spielen. Auch die Arbeit und somit entsprechende Meetings sollen, ganz bahnbrechend und modern, zukünftig über das Metaverse stattfinden.

Die Idee dahinter ist denkbar einfach. Menschen loggen sich mit Virtual-Reality-Brillen (VR-Brillen) und entsprechender Technik in das Metaverse ein und gelangen dort in einen virtuellen Raum, indem ihr Ebenbild aktiv wird. Das ist jedoch mehr als nur eine Art Second Life Klon oder eine glaubwürdige Version von Die Sims. Es geht darum, eine virtuelle Welt zu erschaffen, in der grundsätzlich erst einmal fast alles möglich ist, was auch in der realen Welt funktioniert.

Demnach ist das Metaverse nichts anderes als eine alternative digitale Realität. Egal, an welchem Ort sich Nutzer also gerade befinden, durch die VR-Brille tauchen sie ab in eine andere Welt. Das soll nicht nur im Sozialen neue Maßstäbe setzen, sondern eben vor allem auch im Hinblick auf die Arbeitskultur bahnbrechende Veränderungen mit sich bringen.

Hype oder echter Fortschritt?

Zunächst einmal könnte das Metaverse dafür sorgen, dass sich alles um uns herum, inklusive der eigenen Gewohnheiten, drastisch verändern könnte. Eben fast so, wie einst Social Media dafür sorgte, dass wir eigene Bilder teilten, uns vernetzten, neue Leute kontaktierten oder uns online profilierten. Das Metaverse wird erst einmal nicht viel anders funktionieren, möchte darüber hinaus aber wesentlich ernsthafter und weniger spielerisch agieren.

Statt lediglich Funktionen für den Zeitvertreib seiner Nutzer bereitzustellen, setzt das Metaverse unter anderem auch darauf, dass Firmen aktiv daran teilnehmen. So entstehen virtuelle Firmengebäude, in die Nutzer sich aktiv einloggen können. Ganz gleich, an welchem Punkt auf der Erde Sie sich also gerade befinden, mithilfe des Metaverse wäre es Ihnen dennoch möglich, gemeinsam mit Ihren Kollegen im virtuellen Büro zu arbeiten. Auch an Meetings lässt sich so digital und in virtueller Form teilnehmen. Ganz zu schweigen von Personalgesprächen oder allen anderen Bereichen, die nicht zwingend eine physische Anwesenheit erfordern.

Das Metaverse könnte somit die Art und Weise revolutionieren, wie wir arbeiten, lernen und miteinander interagieren. Ähnlich wie es einst mit Social Meda geschah oder in Form moderner Messenger. Industriell betrachtet könnte es Planung und Simulation verbessern und das gemeinsame Arbeiten an großen und komplexen Projekten sowie Problemen deutlich vereinfachen. 

Wie wichtig ist das Metaverse?

Das industrielle Metaverse wird sich stark von dem unterscheiden, welches für Privatpersonen gedacht ist. Vielmehr werden hier virtuelle Prozesse verdeutlicht. So würde ein industrielles Metaverse unter anderem den gesamten Produktionsprozess mit all seinen Maschinen virtuell darstellen. Dadurch werden Simulationen möglich, auf Basis dessen sich dann viel genauer etwaige Optimierungspotenziale erkennen lassen.

Neben dem Industrial Metaverse gibt es auch noch das Workplace Metaverse, welches die Zeit und den Raum überbrücken soll. Hier geht es in erster Linie darum, auf Basis des Metaverse neue Arbeitsabläufe und Methoden zu finden, die effektiv eingesetzt werden können. Vor allem standortunabhängiges Arbeiten spielt hier eine große Rolle. Durch virtuelle Geschäftsräume könnten sich Mitarbeiter weltweit dennoch gemeinsam zum Arbeiten treffen oder sich in Meetings besprechen, als wären sie gerade am selben Ort.

Ob auch Ihr Unternehmen eine entsprechende Metaverse-Strategie benötigt, hängt stark von Ihrem Geschäfts- und Arbeitsmodell ab. Sollte das Metaverse relevant werden, müssen Sie die Möglichkeiten jedoch bereits kennen und in eine effektive Strategie für Ihr Unternehmen umwandeln können. Wichtig ist also, nicht den Anschluss zu verlieren und mit ersten Projekten ein paar Gehversuche zu starten. Pilotprojekte helfen dabei, das Potenzial zu evaluieren.

Scheitert das Metaverse?

Die Überschrift ist sicherlich kontrovers, doch derzeit ist das Metaverse in unseren Augen erst einmal gescheitert. Das liegt an verschiedenen Punkten, die alle jedoch maßgeblichen Einfluss haben. Angefangen damit, dass VR-Brillen, genau wie AR-Brillen, sich einfach nicht in der Masse durchsetzen wollen. Es gibt ein paar Enthusiasten, die damit Spiele spielen oder Anwendungen wie VR-Chat nutzen, doch darüber hinaus finden sich eher weniger Anwendungsgebiete. Und selbst im Bereich der Videospiele gibt es nur Sony, die etwas im Bereich VR anbieten, während Microsoft und Nintendo nicht einmal in den Markt eingestiegen sind.

Zudem ist das Metaverse eine Erfindung von Facebook bzw. inzwischen Meta. Die entwickeln hier aber keinen offenen dezentralen neuen Standard, sondern ein Metaverse, welches nur ihnen gehören soll. Schwierig zu glauben, dass sich etwas bei Milliarden von Menschen durchsetzt, wenn es derart restriktiv auftritt. Und dann wäre da noch das Thema Datenschutz, das bei Meta bekanntermaßen stets besonders kleingeschrieben wird und zuletzt dafür sorgte, dass Threads (ebenfalls von Meta) über längere Zeit gar erst nicht in Europa verfügbar war.

Hersteller von Chips hingegen behaupten, dass für das Metaversum, wie es von Meta vermittelt wird, deutlich mehr Rechenleistung und schlichtweg Recheneffizienz notwendig wäre als derzeit vorhanden. Bis das Metaverse also technisch machbar wäre, müssten viele Jahre der Forschung vergehen. Oft ist hier von 2035 bis 2040 die Rede, bevor es dann wirklich so weit sein könnte. Vielleicht scheitert das Metaverse also auch gar nicht, sondern ist nur noch Jahrzehnte von uns entfernt.

Perspektiven und Hindernisse

Diese Frage lässt sich nur schwer beantworten. Meta hat viel Geld und Zeit investiert und vermittelt weiterhin den Eindruck, als wäre das Metaverse wirklich etwas, in dem sie ihre eigene und die Zukunft der gesamten Menschheit sehen. Vorausgesetzt, dass sich Abläufe und Strukturen erst einmal verändert haben und VR- oder AR-Brillen in der Masse angekommen sind. Aktuell ist hier sicherlich die größte Limitierung zu betrachten. Zum einen sind die Brillen noch viel zu kostenintensiv, zum anderen stoßen sie auch nicht auf besonders viel Interesse und schon gar nicht auf die notwendige Akzeptanz.

Herausforderungen gibt es beim Metaverse daher eine ganze Menge und diesbezüglich ist erst einmal auch kein Ende in Sicht. Ob Technik, die Verbreitung der notwendigen VR- und AR-Headsets oder sinnvolle Anwendungen, es fehlt derzeit noch an allen Ecken und Enden. Dass das Metaverse morgen also schon durchstartet und das Next Big Thing wird, davon ist allgemein eher weniger auszugehen.

Bleibt die Frage, wo die tatsächliche Zukunft des Metaverse zu verorten ist. Aktuell scheint es schwierig auszumachen, welches Potenzial und welche Chancen im Metaverse schlummern. Die Kommunikation diesbezüglich ist karg und so richtig gut oder gar durchdacht gelingt die Verschmelzung der physischen und digitalen Welt bislang noch nicht.

Klar ist aber auch, dass gerade Unternehmen es sich nur selten leisten können, derartige Bereiche nicht umfangreich zu erforschen und eigene Interessen daran auszumachen. Führungskräfte sollten sich also unbedingt schon jetzt Gedanken darüber machen, wie das Metaverse die Arbeitsweise im eigenen Unternehmen verändern könnte und welche Maßnahmen notwendig sind, um dann ein Teil der neuen virtuellen Realität zu werden.

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Chris Wojzechowski

Mein Name ist Chris Wojzechowski und ich habe vor wenigen Jahren meinen Master in Internet-Sicherheit in Gelsenkirchen studiert. Ich bin geschäftsführender Gesellschafter der AWARE7 GmbH und ausgebildeter IT-Risk Manager, IT-Grundschutz Praktiker (TÜV) und besitze die Prüfverfahrenskompetenz für § 8a BSIG. Unser Brot und Buttergeschäft ist die Durchführung von Penetrationstests. Wir setzen uns darüber hinaus für ein breites Verständnis für IT-Sicherheit in Europa ein und bieten aus diesem Grund den Großteil unserer Produkte kostenfrei an.