Munscheidstr. 14 in 45886 Gelsenkirchen

Jetzt anrufen 0209 - 8830 6760

Chancen und Risiken von ChatGPT-4

M.Sc. Jan Hörnemann

Derzeit gibt es kaum ein heißeres Thema als das der künstlichen Intelligenz. Speziell der Name ChatGPT löst in vielen Köpfen etwas aus und steht sinnbildlich für die Verbindung von KI mit einfachen Texteingaben. ChatGPT-4 ist das neuste Modell der künstlichen Intelligenz und geht noch einen großen Schritt weiter, im direkten Vergleich mit seinem Vorgänger ChatGPT-3.

Doch welche Neuerungen bringt ChatGPT-4 mit und worauf sollten Unternehmen sich nun einstellen? Ist die KI in Zukunft eher eine Hilfe oder vielleicht sogar eine drohende Gefahr? Wie können Unternehmen im Bereich der IT-Sicherheit davon profitieren und wie lassen sich gezielte Phishing Angriffe durch ChatGPT verhindern?

Wir haben uns ChatGPT-4 als künstliche Intelligenz ein wenig genauer angesehen. Dabei beleuchten wir Chancen und Risiken, gehen auf die Verbindungen zu Microsoft ein, sagen Ihnen, wo ChatGPT-4 im Einsatz ist und wie Sie es nutzen können, klären aber auch die Kritik an der KI ein wenig auf. Denn bei aller Begeisterung ist die Technik nicht nur positiv zu betrachten.

Was ist ChatGPT?

Die Abkürzung ChatGPT steht für Generative Pre-trained Transformer. Dabei handelt es sich um einen mittels maschinellem Lernen trainierten Chatbot, der textbasiert Antworten als Ergebnis ausgibt und umfangreich eingesetzt werden kann. ChatGPT wurde von dem US-Unternehmen OpenAI entwickelt.

Als Basis für den Chatbot dient dabei das Sprachmodell GPT-3, welches von OpenAI kurz darauf bereits in Version 3.5 und nun in Version 4, also als ChatGPT-4 veröffentlicht wurde. Die Grundlage von GPT ist dabei in Transformern von Google Brain zu finden. Darauf aufbauend entwickelte OpenAI eigene Methoden, um den Chatbot zu trainieren und maßgeblich zu verbessern.

Herausgekommen ist mittlerweile die Version 4, also ChatGTP-4. Die ist abermals komplexer und vielfältiger geworden, sodass die Antworten noch kreativer ausfallen sollen. Vor allem die Genauigkeit ist etwas, worauf OpenAI derzeit gesondert achten muss, da ChatGPT-3 noch viele Fakten durcheinanderbrachte oder schlichtweg neue erfand. Ist ChatGPT-4 also wirklich der ersehnte Durchbruch im Hinblick auf künstliche Intelligenz?

Warum ist ChatGPT derzeit im Trend?

Im Trend ist ChatGPT aktuell vorwiegend deshalb, weil es die erste öffentlich verständliche KI ist, die wirklich sinnvoll funktioniert. Bislang gab es zwar immer wieder einmal Ansätze von künstlicher Intelligenz, diese war dann aber entweder nur IT-Experten ein Begriff oder schlichtweg zu kompliziert, um sie sofort zu verstehen, geschweige denn zu benutzen.

Mit ChatGPT von OpenAI hat sich dieser Punkt jetzt jedoch stark verändert. Als Chatbot kann prinzipiell jeder mit der KI umgehen, da wir als Gesellschaft Chats ohnehin bereits gewohnt sind und auch einfache Bots, mit automatisierten Antworten keine Seltenheit mehr zu sein scheinen. Beispielsweise kommen diese oft in Support Chats vor, bevor ein echter Mitarbeiter auf eine Anfrage reagiert. Wir kennen Bots also bereits und wir unterhalten uns mit Freunden und Familie über Chats in WhatsApp und iMessage. Die KI agiert hier wie ein künstlicher Freund, der auf jede Frage eine Antwort hat.

ChatGPT ist also in aller Munde, weil es die erste KI ist, die jeder einfach so ausprobieren und verwenden kann. Und die Erste, die wirklich viele, sinnvolle Ergebnisse hervorbringt, auch wenn die reine Qualität nicht immer gegeben ist. Der KI sollte beim Texten nicht uneingeschränkt vertraut werden. Als Hilfe ist sie super, doch sie ist eben auch wie dieser eine Freund, der sein Halbwissen mit Ihnen teilt, bevor er zugibt, dass er keine Ahnung von dem Thema hat.

Wo kann ChatGPT-4 genutzt werden?

Microsoft hat Milliarden in OpenAI investiert. Wenig verwunderlich also, dass das Unternehmen eines der ersten war, die ChatGPT-4 nutzen durften und auch entsprechend großflächig ausgerollt haben. In nahezu allen Produkten von Microsoft hat inzwischen die künstliche Intelligenz Einzug erhalten und der Ausbau beginnt gerade erst, wie es scheint. Für Microsoft ist das Thema KI derzeit essenziell wichtig.

War es zu Beginn noch ChatGPT-3, welches von Microsoft verwendet wurde, kann Bing nun mit ChatGPT-4 genutzt werden. Das neue Bing gibt es für Edge, es ist in Skype integriert und auch in Microsoft Office hat die künstliche Intelligenz Vorrang. Dabei ist beachtlich, wie schnell Microsoft derzeit reagiert, optimiert und ChatGPT-4 in seine Produkte bringt. KI wird immer mehr in die Produkte integriert, so z. B. auch die NotionAI.

Die Strategie, die Microsoft dabei verfolgt, ist relativ eindeutig. Durch das Interesse an künstlicher Intelligenz und speziell die Fähigkeiten von ChatGPT werden die eigenen Produkte vorangebracht. Allen voran die Suchmaschine Bing und der Browser Edge. Beides zwar sehr beliebt, aber hinter Google und Google Chrome. Mit ChatGPT hat sich das Interesse an beiden Produkten jetzt jedoch massiv gesteigert, da diese für die Nutzung natürlich vorausgesetzt werden. Microsoft gewinnt durch seinen KI-Einsatz also Marktanteile.

Welche Verbesserungen bringt ChatGPT-4 mit?

Zunächst einmal ist das Modell schlichtweg mächtiger geworden. Es kommt mit komplexeren Anfragen besser zurecht, kann bis zu 25.000 Wörter auf einmal verarbeiten und soll wesentlich kreativer auf Anfragen reagieren als es bisher der Fall war. Das ergibt mit ChatGPT-4 logischerweise stimmigere Antworten, die sinniger und oft auch deutlich vielfältiger sind als noch bei ChatGPT-3.

Ein besonderes Augenmerk hat OpenAI wohl auch auf die Interpretationsfähigkeit von ChatGPT-4 gelegt. Das betrifft dabei hauptsächlich Bilder. ChatGPT-4 soll diese nicht nur hervorragend mit Worten beschreiben können, sondern soll Bilder auch ganz allgemein für seine Antworten verarbeiten. Ein interessanter und noch neuer Aspekt. War ChatGPT doch zuletzt sehr textlastig und funktionierte weitaus weniger visuell. Gibt es bei ChatGPT-5 dann vielleicht sogar Videos zu betrachten?

Durch die neue Methode ist es mit ChatGPT-4 unter anderem problemlos möglich, Aufgaben abzufotografieren und diese von der künstlichen Intelligenz lösen zu lassen. Durch die neue Wortzahl können wissenschaftliche Studien hochgeladen und zu kurzen Zusammenfassungen verarbeitet werden. Kurzum ist ChatGPT-4 umfangreicher, noch schlauer und deutlich vielfältiger geworden. Es gibt weniger Grenzen in den Daten, die ChatGPT-4 nun für die eigenen Antworten verwenden kann. Aktuell scheint alles möglich, solange eine textbasierte Antwort das gewünschte Ergebnis ist.

Kritik an OpenAI und ChatGPT-4

Eine große Kritik ist, dass OpenAI die offene und wissenschaftliche Strategie massiv geändert hat. Mit dem Erfolg in der Bing-Suche hat OpenAI gewissermaßen einen Kurswechsel vollzogen und verfolgt inzwischen keinen offenen Ansatz mehr. Das geschah vermutlich nach dem großen Erfolg und dem massiven Investment von Microsoft bzw. dessen Nutzung in der Suchmaschine Bing.

So gibt es bei ChatGPT-4 keinerlei dokumentierte Details zur genauen Technik, der Hardware oder den Trainingsdaten. Ähnlich wie auch beim Google-Algorithmus und dessen Rankings der Websites, gibt es jetzt keinerlei Anhaltspunkte mehr, wie ChatGPT-4 Inhalte filtert oder gar präsentiert. Das macht die KI zu einer Art Blackbox, in die nicht mehr hineingesehen werden kann. Wie geht sie mit Rassismus um, mit illegalen Anfragen oder Sexualität?

Außerdem gibt es immer wieder Datenschutzprobleme in Verbindung mit ChatGPT. Konversationen und persönliche Details tauchten bei anderen Suchen oder Nutzern auf. Auch allgemein sind die Nutzungsbedingungen von OpenAI extrem offen gehalten. Im Grunde nimmt sich das Unternehmen heraus, alle Daten, die innerhalb von ChatGPT angegeben werden, auch entsprechend zu analysieren und aktiv zu verwenden. Nicht unbedingt das, was Unternehmen oder Nutzer sich wünschen.

Kritik gibt es ansonsten noch sehr viel mehr. In Bezug auf die Partnerschaft mit Microsoft, Falschinformationen von ChatGPT selbst oder auch die mangelnde Transparenz im Hintergrund. Auch die Auswirkungen, die solche KI-Systeme auf den Alltag, die Universitäten, Schulen und das alltägliche Leben haben, ist noch ungewiss und birgt viele soziale Risiken. Zuletzt endete das damit, dass viele eine KI-Entwicklungspause forderten, um genau solche ethischen und soziologischen Fragen zu klären.


Erkennen Sie zuverlässig Phishing E-Mails?

Jetzt das AWARE7 Phishing Quiz absolvieren
und das eigene Wissen überprüfen!


Welche Gefahren birgt ChatGPT?

Die eben erwähnte geforderte KI-Entwicklungspause kommt nicht von ungefähr. Zum einen gibt es mutmaßlich gerade nur ein einziges Unternehmen, nämlich OpenAI, welches eine leistungsfähige KI anbieten kann. Das birgt schon einmal die Gefahr des Monopols, vor allem wenn Microsoft als Investor alleiniger Großnutzer von ChatGPT ist. Zum anderen stellen sich viele ethische Fragen in Bezug auf die künstliche Intelligenz und deren Verwendung im täglichen Leben.

Was passiert, wenn Haus- oder Doktorarbeiten mit ChatGPT erledigt werden? Werden Bücher, Texte und Websites in Zukunft nur noch von der KI geschrieben und wie wertvoll oder künstlerisch sind diese dann zu bewerten? Wo hört die KI auf, wenn diese jetzt schon damit beginnt, Bilder zu generieren oder Stile nachzuahmen? Darf sie das überhaupt? Gibt es bald noch »echte« Inhalte, oder ist in Kürze schon der Großteil aller Inhalte künstlich von einer KI erstellt worden?

Die KI-Entwicklungspause wird auch deshalb gefordert, weil viele grundlegende Fragen im Bereich der künstlichen Intelligenz noch nicht abschließend geklärt worden sind. Es gibt somit keine Sicherheitsprotokolle, keine Wasserzeichen, Haftungsregelungen oder Zertifizierungen. Inhalte, von denen die KI lernt, sind oft gestohlen, da diese unrechtmäßig verarbeitet wurden. Seine eigenen Inhalte ausschließen, kann aber auch niemand, da dies bislang gar nicht vorgesehen ist. ChatGPT lernt also von allen, ohne dafür eine Gegenleistung zu erbringen.

Was macht künstliche Intelligenz also gesellschaftlich? Was verursacht sie für Schäden? Sie könnte Hacks in Zukunft einfach selbst finden oder Sicherheitslücken schnell enttarnen. Schon jetzt nehmen die Berichte über Hacks mithilfe von ChatGPT immer weiter zu. Wie können IT-Infrastrukturen geschützt werden, wenn eine KI dauerhaft nach Lücken sucht? Ist IT-Sicherheit dann überhaupt noch möglich?


Hat Ihnen der Beitrag gefallen? Gerne benachrichtigen wir Sie, wenn wir einen neuen Beitrag veröffentlicht haben. Tragen Sie jetzt Ihre E-Mail-Adresse ein. Für Sie entstehen keine Kosten.


Foto des Autors

M.Sc. Jan Hörnemann

Hallo liebe/r Leser/in, mein Name ist Jan Hörnemann. Ich bin TeleTrust Information Security Professional (T.I.S.P.) und beschäftigte mich seit 2016 nahezu tagtäglich mit Themen rund um die Informationssicherheit. Der CeHv10 war meine erste praktische Zertifizierung in dem Bereich. Durch den Abschluss Master of Science in dem Fachbereich Internet-Sicherheit habe ich viele verschiedene Aspekte kennengelernt und versuche diese sowohl in Live Hacking Shows als auch in unserem Blog zu vermitteln. Darüber hinaus bin ich als Informationssicherheitsbeauftragter tätig und vom TÜV für diese Tätigkeit qualifiziert worden (ISB nach ISO 27001)