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Wine 9.0: Neue Horizonte in der Software-Kompatibilität

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Betriebssysteme besitzen für gewöhnlich eine strikte Trennung. Windows, Linux und MacOS vertragen sich untereinander nur bedingt und so ist Software, die für Windows geschrieben wurde, logischerweise auch nicht ohne Weiteres auf dem Mac ausführbar. Diese Trennlinie möchte Wine in Version 9.0 nun abermals aufweichen und so die Software auf unterschiedlichen Systemen zum laufen bringen.

Wine ermöglicht es euch also beispielsweise, Windows-Software unter MacOS oder Linux zu starten. Mit der derzeitigen Version Wine 9.0 klappt das inzwischen sogar bei 32-Bit-Anwendungen auf 64-Bit-Only-Systemen.

Was Wine genau ist, warum die Version 9.0 abermals ein Meilenstein geworden ist und warum kaum jemand, der mit unterschiedlichen Betriebssystemen und Anwendungen arbeitet, um Wine herum kommt, klären wir hier in unserem ausführlichen Blogbeitrag dazu.

Was ist Wine überhaupt genau?

Wine ist eine Open-Source-Kompatibilitätsschicht, die es ermöglicht, Windows-Anwendungen unter Unix-basierten Betriebssystemen wie Linux, MacOS und BSD auszuführen. Statt eine virtuelle Maschine zu erzeugen oder Windows sogar zu emulieren, übersetzt Wine vielmehr, sodass die Windows-Software auch nativ auf anderen Betriebssystemen, also hauptsächlich unter MacOS und Linux ausführbar wird.

Der Name Wine steht für »Wine Is Not an Emulator« und ist damit ein rekursives Akronym und Apronym zugleich. Damit wird verdeutlicht, dass hier eben nichts emuliert oder virtualisiert wird. Vielmehr ist Wine ein Übersetzer der Windows-API für das jeweilige Betriebssystem.

Windows-Anwendungen lassen sich mit Wine also nicht einfach schlecht emuliert oder ressourcenhungrig virtualisieren, sondern laufen nativ übersetzt entsprechend flüssig und performant. Zwar funktionieren die meisten davon nicht ganz so perfekt wie unter Windows, doch die Unterschiede sind oft nur marginal und in der Regel verschmerzbar. Kurzum bringt Wine also Windows-Programme auf MacOS und Linux zum laufen.

Wie funktioniert Wine, wenn es kein Emulator ist?

Wine ist kein Emulator, heißt es und doch gleicht Wine einem solchen in vielerlei Hinsicht. Denn die Emulation ist immer ein funktionsgleiches Nachbilden des jeweiligen Systems. Wine ist also in gewisser Weise ein Binär-Emulator, der einfach nur auf Maschinenebene übersetzt und so für die entsprechende Lauffähigkeit der Anwendungen sorgt.

Damit Programme für Windows, unter MacOS und Linux funktionieren, baut Wine die Windows-API nach. Dazu muss Ihnen erst einmal bewusst sein, dass Programme klassischerweise auf weitere Bibliotheken (DLL-Dateien, APIs etc.) setzen, um überhaupt lauffähig zu werden. Diese liefert Windows zum Großteil schon mit, es kommen aber auch externe zum Einsatz, die dann bei der Installation eines Programms ebenfalls mit übertragen werden. 

Die Wine Entwickler müssen nun also entsprechende Programmbibliotheken und Laufzeitumgebungen nachbauen, damit diese entsprechend übersetzt werden können. Weil das viel Arbeit ist und immer mehr hinzukommt, laufen ältere Programme meist auch wesentlich besser mit Wine als gerade erst erschienene, die die neuesten Technologien einsetzen, die bislang noch nicht entsprechend übersetzt wurden.

Welche Optimierungen bringt Version 9.0 mit?

Mit der Version Wine 9.0 bringt das Team hinter der Software nicht viel mehr als einen neuen Meilenstein innerhalb der Entwicklung von Wine hervor. Wer Windows-Software auf Apple-Geräten ausführen möchte, kann ab Wine 9.0 jetzt nämlich auch 32-Bit-Anwendungen auf 64-Bit-Only-Systemen starten. Zumindest, wenn diese von Wine als »produktionsreif« markiert worden sind.

Das wird möglich, da die Entwickler, wie sie selbst sagen, bereits seit einigen Jahren an einer Funktion namens WoW64 arbeiten. Der Name ist eine Hommage an Windows NT, wo eine ähnliche Funktion 16-Bit-Anwendungen auf 32-Bit-Systemen zum Laufen brachte. Mit Wine 9.0 lassen sich nun also 32-Bit-Anwendungen starten, die über keine 64-Bit-Variante verfügen und auf Systemen genutzt werden sollen, die lediglich 64-Bit-Bibliotheken verwenden.

Neben diesem Kernfeature liefert Wine 9.0 noch eine Menge Leistungs- und Kompatibilitätsverbesserungen mit, die allgemein für eine bessere Performance sorgen. So werden mit der neuesten Version weitere Windows-APIs unterstützt, Grafikkartentreiber werden abermals effektiver integriert und noch vieles mehr. All das sorgt schlussendlich dafür, dass Windows-Software unter MacOS etwas runder und problemloser funktioniert als mit bisherigen Wine-Versionen.

Wine unter MacOS installieren

Auf der offiziellen Website steht Wine zum kostenlosen Download bereit. Da die Software selbst Open Source ist, werden dafür keine Gebühren fällig. Die Entwicklerversion ist meist einige Versionsnummern weiter, enthält unter Umständen allerdings auch noch einige Bugs. Diese sollte nur dann installiert werden, wenn sie ein bestimmtes Problem löst, welches für Schwierigkeiten innerhalb des eigenen Worklfows sorgt.

Ist Wine erst einmal installiert, sollten Sie hier anschließend noch einmal nachschauen, ob und wie die von Ihnen gewünschte Software derzeit von Wine unterstützt wird. Hin und wieder sind spezielle Einstellungen notwendig, damit Windows-Software ohne Probleme unter MacOS lauffähig wird. Manchmal geht es aber auch einfach so.

Viele Anwendungen haben kleinere Probleme, die vorab über die Datenbank bereits ersichtlich sind. Auch gibt es oft gesonderte Notizen, die die Kompatibilität verbessern oder eine Anleitung für sinnvolles Bugfixing liefern. Einfach mal hereinschauen und einlesen, wie und ob überhaupt die jeweilige Software auch unterstützt wird.

Hochkomplex und doch ganz einfach

Hinter Wine steckt eine Menge Aufwand und viel Arbeit. Die Herausforderung, immer neue Features zu supporten, nehmen die Entwickler des Projektes inzwischen seit 1993 bereitwillig an. Dabei läuft vieles unter Wine richtig gut, während anderes beständig Probleme verursacht und für eine Menge Frust auf der Nutzerseite sorgt. Speziell im Bereich Gaming ist Wine jedoch sehr beliebt.

Mal eben Wine installieren und dann nur noch Windows-Software auf dem Mac nutzen, das funktioniert so leider nicht. Wine eignet sich vielmehr für Sie, wenn Sie spezielle Software einsetzen möchten, die es unter Umständen nur für Windows gibt oder die bereits sehr alt ist, sodass keine lauffähigen Releases mehr für das aktuelle Windows aufzutreiben sind. Besonders beliebt ist Wine zudem, wie eben erwähnt, in der Gaming Community, da hier viele Spiele unter MacOS lauffähig werden, für die keine entsprechende MacOS-Version angeboten wird.

Mit der neuesten Version Wine 9.0 haben die Entwickler einen großen Schritt nach vorn gemacht und unterstützen nun auch reine 32-Bit-Anwendungen sowie ARM64. Verbesserungen gibt es abseits dessen in nahezu allen Bereichen. Falls Sie Windows-Anwendungen unter MacOS nutzen möchten oder Sie zuvor schon auf Wine vertrauten, es aber noch zu Fehlern kam, können Sie mit Wine 9.0 jetzt abermals einen Blick riskieren.

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Vincent Reckendrees

Hallo, ich bin Vincent Reckendrees und leite das Team Offensive Services bei der AWARE7 GmbH. In meinem Bachelor und Master Studium habe ich mich auf IT-Sicherheit spezialisiert und BSI zertifizierter IS-Penetrationstester. Meine Leidenschaft gilt Reverse Engineering, Hardware- und Web-Sicherheit. Als Experte für Penetrationstests finde ich Schwachstellen in Systemen und Netzwerken und nutze sie, um realistische Cyberangriffe zu simulieren und Sicherheitsmaßnahmen zu verbessern. Durch Reverse Engineering entdecke ich Fehler und Verbesserungsmöglichkeiten in Software und Hardware. Meine Fähigkeiten in Hardware- und Web-Sicherheit ermöglichen es mir, physische Geräte und Online-Plattformen vor einer Vielzahl von Cyberbedrohungen zu schützen und ihre Integrität und Zuverlässigkeit zu gewährleisten.