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Microsoft Copilot: Hype oder echter Effizienz-Boost?

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Mit dem Copilot brachte Microsoft im letzten Jahr eine fortgeschrittene KI-Funktion auf Basis von ChatGPT heraus, die als effiziente Assistenz primär in Microsoft Office eine Rolle spielen sollte. Zunächst im kleinen Kreis getestet, wurde Copilot daraufhin stark ausgeweitet und gehört nun zu einem wichtigen Zweig der Entwicklung, in den Microsoft viele Ressourcen investiert.

Doch was bringt der Copilot wirklich? Nachdem zuletzt Zweifel an seiner Effizienz aufkamen und Microsoft die eigenen Mitarbeiter dazu aufgerufen hatte, den hauseigenen Copilot verstärkt auch selbst einzusetzen, ist es an der Zeit, sich die KI-Funktion noch einmal genauer anzuschauen.

Wir klären Sie hier darüber auf, ob auch Sie einen Blick in Richtung Microsoft Copilot werfen sollten, oder ob Sie ihn getrost ignorieren können. Was kann der Copilot, wofür eignet er sich in Unternehmen und bietet er schlussendlich wirklich einen Mehrwert im Hinblick auf die eigene Produktivität?

Was ist der Microsoft Copilot?

Der Microsoft Copilot ist eigentlich eine ziemlich geniale Idee. Es handelt sich dabei um eine Art KI-Assistenz, die bei den täglichen Büroarbeiten behilflich sein soll. Das klingt erst einmal vielversprechend, immerhin sind viele der anfallenden Aufgaben eher repetitiv und häufig sehr zeitintensiv. Da wäre es doch nicht schlecht, wenn eine KI diese Aufgaben schnell und effizient erledigen könnte, nicht wahr?

Mitarbeitern bliebe dann mehr Zeit für die wirklich wichtigen Aufgaben, die weniger Frust und schlechte Laune verursachen. Da Copilot zudem nicht nur in Office-Anwendungen integriert ist, sondern in Zukunft auch innerhalb von Windows eine wichtige Rolle spielen soll, würde diese Erleichterung im besten Fall für das gesamte Ökosystem von Microsoft gelten und somit überall im System verfügbar sein.

Die Pläne gehen dabei bereits so weit, dass Microsoft den Copilot über eine eigene Taste aktivieren möchte, damit dieser immer und zu jeder Zeit aus allen Bereichen des Systems aufgerufen und erreicht werden kann. Damit wäre der Copilot auf lange Sicht weit mehr als nur eine KI-Funktion und würde vielmehr zu einer Einheit von Microsoft Windows werden, die immer und jederzeit schnelle Ergebnisse für alltägliche Aufgaben hervorbringt. Wie Cortana damals, nur deutlich hochwertiger und von Microsoft viel ernsthafter umgesetzt.

Was ist der Use Case von Copilot?

Das ist eine hervorragende Frage und gleichzeitig eine, die wir bis jetzt leider selbst nicht zur Gänze beantworten können. Das liegt unter anderem an aktuellen Limits, aber auch daran, dass nur wenige Berufsgruppen auf die Vorteile von Copilot zurückgreifen können. Übersetzungen kann Copilot nämlich nicht zuverlässig bearbeiten und Briefe schreiben geht häufig aufgrund fehlender Daten nicht. Programmieren oder Power Automate Workflows scheinen hingegen oft nicht sehr sinnvoll zu sein. Copilot strengt sich zwar durchgehend an und wirkt dabei auch überaus bemüht, doch am Ende ist die KI dann eben oft keine oder nur eine äußerst geringfügige Hilfe.

Hören wir uns im Kreise der Nutzer und Unternehmen um, die derzeit gewillt sind, neue Funktionen auszuprobieren, hat sich bei vielen schon die absolute Ernüchterung breit gemacht. Zaubern kann Copilot nämlich auch nicht und es gibt schlichtweg keine sinnvollen Anwendungsgebiete für die KI, weil den Ergebnissen bislang nicht zu einhundert Prozent vertraut werden kann. Das, was der Copilot bearbeitet, muss also ohnehin noch einmal überprüft werden, was oft wiederum mehr Zeit beansprucht, als die Aufgabe direkt selbst zu erledigen.

Kunden sind demnach auch nicht bereit, die Kosten pro Nutzer und Monat für den Microsoft Copilot auszugeben, um dafür lediglich einen eher unscheinbaren Mehrwert zu erhalten. Und genau das erkennt nun auch Microsoft, denn die Unsicherheit bezüglich Copilot ist groß und wird zunehmend zum Problem, da Microsoft weiterhin Unsummen in die KI-Entwicklung investiert.

Warum gibt es die Unsicherheit bei den Kunden?

Eine berechtigte Frage, die sich auch Microsoft zuletzt gestellt hat. Diese war wohl auch einer der Gründe dafür, warum Microsoft die eigenen Mitarbeiter in einem internen Memo dazu aufrief, die Copilot KI doch bitte auch selbst einzusetzen. Vermutlich, um einen groß angelegten Effizienz-Test im eigenen Betrieb zu starten.

Intern hat Microsoft den eigenen Angestellten Copilot daher innerhalb von Hackathons nähergebracht, bevor er dann an die über 200.000 Mitarbeiter verteilt wurde. Die wurden daraufhin, wie oben bereits erwähnt, zum massiven Einsatz des KI-Tools aufgerufen und animiert, die KI-Funktionen in möglichst vielen Bereichen ihrer Arbeit einzusetzen.

Vermutlich wählt Microsoft diesen massiven Schritt, um einen entsprechenden Use Case zu finden. Denn so spannend die ganze KI-Entwicklung auch klingen mag, im geschäftlichen Umfeld gibt es weiterhin nur wenige ernsthafte Anwendungsgebiete, bei denen ein Tool wie Copilot wirklich helfen könnte. Das merkt nun wohl auch Microsoft und möchte dies anhand der eigenen Mitarbeiter genauer untersuchen.

Wie geht es in Zukunft weiter?

Microsoft hat mit Copilot nichts anderes als eine Revolution in der Arbeitsweise angekündigt. Die blieb bislang aus. Vorwiegend deshalb, weil Copilot am Ende nicht intelligenter oder effizienter als ChatGPT zu sein scheint. Und genau wie ChatGPT zwar helfen kann, aber im beruflichen Umfeld eher zweifelhaft anwendbar ist, scheint auch Copilot dieses Problem zu haben.

Tatsächliche Einsatzzwecke sind derzeit somit nicht sichtbar, und vielen Unternehmen ist die Funktion schlichtweg zu teuer. Gerade in Hinblick auf das Gebotene. Zudem zeigt sich nach dem einmaligen Ausprobieren schnell, dass es kaum etwas gibt, was der Copilot wirklich effizient und verantwortungsvoll erledigt. Blindes Vertrauen ist also auch bei dieser künstlichen Intelligenz nicht angebracht.

Doch Microsoft weiß das alles auch bereits selbst. Nicht umsonst führt das Unternehmen mit seinen rund 200.000 Mitarbeitern einen eigenen, sehr groß angelegten Test durch. Auch wenn dieser nicht offiziell als ein solcher betitelt wird, ist in der Tat davon auszugehen, dass Microsoft auf der Suche nach Anwendungszwecken ist. Denn um den Copilot zu verkaufen und zu vermarkten, müssen Zielgruppen gefunden werden, die große Vorteile aus der KI-Funktion ziehen. Genau die gibt es bislang aber schlichtweg nicht.

Wie schlägt sich der Microsoft Copilot im Office-Alltag?

Noch vor vielen anderen Unternehmen haben wir bereits KI im Arbeitsalltag eingesetzt. Als Cybersicherheitsunternehmen müssen wir das auch. Denn für uns ist es enorm wichtig, am Puls der Zeit zu sein, KI bestmöglich zu verstehen, aber auch den durch KI durchgeführten Hacks professionell begegnen zu können. Schwachstellen und Sicherheitslücken, die eine künstliche Intelligenz offenlegt, sind diejenigen, die Angreifer mithilfe von KI als Erstes ausnutzen werden. Doch ebenfalls beim Pentesting und im Arbeitsalltag hilft uns KI mittlerweile enorm. Es ist eine spannende Zeit.

Der Copilot soll weniger als KI erscheinen, sondern vielmehr wie eine virtuelle Assistenz. Ein Tool also, welches in Zukunft nicht nur Aufgaben in Microsoft Office übernimmt, sondern in ganz Windows dafür sorgt, dass einfache Arbeiten mit kurzen Befehlen an den Copilot ausgeführt werden können. Das klingt toll, ist realistisch betrachtet derzeit aber noch nicht möglich.

Leider funktioniert vieles davon aktuell nämlich nicht zuverlässig genug. Manchmal bringt der Copilot deshalb nur Unfug hervor und hin und wieder ist er zwar hilfreich, aber schlichtweg nicht hilfreich genug. Was Microsoft mit dem Copilot plant, ist aber dennoch interessant.

Wir sind jedenfalls gespannt, welche Erkenntnisse Microsoft nun aus den eigenen Mitarbeitern zieht und wie der Copilot daraufhin weiterentwickelt wird. Die Idee ist genial, doch es braucht wohl noch eine ganze Weile, ehe der Copilot in Unternehmen für mehr Effizienz sorgen kann. Bis dahin ist das alles eine spannende Vision der Zukunft. Mehr nicht.

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Jan Hörnemann

Ich bin Jan Hörnemann, TeleTrust Information Security Professional (T.I.S.P.) und seit 2016 leidenschaftlich in der Welt der Informationssicherheit unterwegs. Mein Master of Science in Internet-Sicherheit hat mir ein fundiertes Verständnis für verschiedene Aspekte dieser Branche vermittelt, das ich in meiner laufenden Promotion kontinuierlich ausbaue. In der AWARE7 bin ich Chief Operating Officer und Prokurist, gleichzeitig koordiniere ich die Abteilungen "Informationssicherheit" und "Offensive Services" und sorge dafür, dass alle Projekte reibungslos ablaufen.