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Inkognitomodus: Wie privat ist der Browser-Modus wirklich?

M.Sc. Jan Hörnemann

Der private Modus wird in den gängigen Browsern, insbesondere in Google Chrome, oft für eine Art sicheres Surfen verwendet. Wer im sogenannten Inkognitomodus unterwegs ist, kann, so jedenfalls der allgemeine Glaube, nicht weiter verfolgt oder analysiert werden. Der Inkognitomodus ist also der vermeintlich sichere Modus im Browser für alle, die etwas tun möchten, was niemand erfahren soll.

Oft ist der Inkognitomodus ein Synonym dafür geworden, dass Leute Inhalte für Erwachsene konsumieren. Oder aber der Modus wird gleich mit TOR verwechselt, dem anonymen Browser, der Zugang zum Darknet gewährt. Doch im Gegensatz zum TOR-Netzwerk sichert der Inkognitomodus keinerlei Anonymität zu.

Wie wird der Inkognitomodus aktiviert?

In Google Chrome ist es relativ einfach, den Inkognitomodus zu aktivieren. Dafür muss nur ein neues, gezielt dafür bestimmtes Browser-Fenster geöffnet werden. Das gelingt entweder mit einer Tastenkombination oder aber über das Menü. Dort dann einfach »Neues Inkognito-Fenster« auswählen und schon öffnet sich selbiges.

In Google Chrome wird der Modus entsprechend markiert. Dieser ist unter anderem auch dadurch ersichtlich, dass das entsprechende Fenster dunkel dargestellt und gekennzeichnet wird, fast wie im Dark Mode. Außerdem gibt es im Fenster noch einige Hinweise zum Modus in einfacher Textform.

Diese verdeutlichen im Grunde genommen noch einmal, was der Inkognitomodus von Google Chrome genau ist und was er nicht ist. Allerdings, und das ist bei der ganzen Sachen der springende Punkt, lesen es die meisten Anwender nicht und hinterfragen die dargestellten Informationen in keinerlei Hinsicht. Für sie ist der Inkognitomodus daher gleichbedeutend mit absoluter Privatsphäre.

Was ist der Inkognitomodus wirklich?

In Wahrheit ist der Inkognitomodus weit weniger inkognito oder gar privat, wie oft angenommen wird. Zwar stimmt es, dass der private Modus weniger Daten speichert, doch das heißt eben nicht zwangsläufig, dass weniger getrackt oder verfolgt wird.

Letztlich wird lediglich kein Browserverlauf angelegt. Auch Cookies oder andere Daten von Websites werden nicht gespeichert (Cookies nur im Arbeitsspeicher), wenn Sie im Inkognitomodus unterwegs sind. Formulardaten werden demnach ebenfalls nicht für eine spätere Eingabe zwischengespeichert. All das ist gut, trägt aber nur bedingt zu einer echten Privatsphäre bei. Arbeitgeber können beispielsweise weiterhin besuchte Websites einsehen und analysieren. Auch Websites selbst können Sie weiterhin tracken und verfolgen. Schließlich wird weder die eigene IP-Adresse verschleiert, noch werden Browserinformationen versteckt. Anonymität bringt der Inkognitomodus also keineswegs. Er sichert einfach nur weniger frei einsehbare Daten innerhalb des Browsers.

Damit hilft er in erster Linie dabei, den Verlauf zu verstecken. Folglich werden besuchte Websites nicht mehr im Browser gespeichert. Die Seiten selbst erscheinen aber dennoch innerhalb der Netzwerkverbindung. Ihr Arbeitgeber könnte die besuchten Websites also weiterhin sehen, ebenso wie die Websites selbst Sie weiterhin tracken werden.

Warum wir den Inkognitomodus niemanden empfehlen

Wir können den Inkognitomodus primär deshalb nicht empfehlen, weil er eine Art Privatsphäre vortäuscht, die gar nicht existiert. Der Inkognitomodus, der oft auch als privater Modus bezeichnet wird, ist schlichtweg nicht privat. Sie werden mit Selbigen weder unsichtbar für Websites, noch für das Netzwerk selbst, in welchem Sie sich gerade befinden. Ihr Arbeitgeber sieht also, wenn Sie auf Seiten für Erwachsenenunterhaltung landen und Ihr Standort ist für Websites ebenso wenig ein Geheimnis wie Ihre IP-Adresse.

Die häufigsten Irrtümer

Der Inkognitomodus von Google Chrome liefert weder Anonymität noch Pseudonymität. Anders als oft geglaubt wird, verschleiert der Inkognitomodus also so gut wie gar nichts. Die drei häufigsten Irrtümer in Bezug auf den Inkognitomodus haben wir hier einmal gesammelt.

Der Inkognitomodus verschleiert meinen Standort

Nein. Der Inkognitomodus verschleiert gar nichts. Sowohl IP-Adresse als auch andere Funktionen zur Standortbestimmung bleiben aktiviert.

Im Inkognitomodus kann mich mein Chef nicht tracken

Nein. Die besuchten Seiten wären im Netzwerk weiterhin sichtbar. Ihr Arbeitgeber könnte, wenn er diese Daten analysiert, also weiterhin einsehen, welche Websites Sie besuchen. Der Inkognitomodus wird Sie davor nicht schützen.

Lesezeichen können im Inkognitomodus nicht gespeichert werden.

Doch, können sie. Der Inkognitomodus in Google Chrome schaltet im Grunde keine Features im Browser selbst ab. Er verhindert lediglich, dass lokal auf dem Gerät Daten zu den besuchten Websites und Co gesichert werden.


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Kein Nutzen, nur viel Irrglaube

Wie Sie sehen, bringt der Inkognitomodus am Ende recht wenig in Sachen Privatsphäre. Sinnvoll ist er, wenn Sie Websites auf Geräten besuchen, die auch Dritte einsehen können. Teilen Sie sich ein Gerät, ergibt es Sinn, persönliche Formulardaten etc. nicht dauerhaft zu sichern. Der Inkognitomodus sorgt genau dafür. Auch wenn Sie eine Website, auf der Sie sonst eingeloggt sind, kurz einmal ausgeloggt erleben möchten, ist der Inkognitomodus wunderbar geeignet. Genau wie auch dann, wenn Sie Geschenke kaufen möchten, ohne dass diese ein anderer Nutzer des jeweiligen Gerätes zufällig im Verlauf entdecken könnte.

Am Ende muss Ihnen einfach nur klar sein, dass der Inkognitomodus schlichtweg kein anonymer Modus für Ihren Browser ist. Er hat weder mit Verschlüsselung, Verschleierung, noch mit TOR oder anderen Diensten für mehr Anonymität zu tun. Er verhindert lediglich, dass Daten über ihr Surfverhalten lokal abgespeichert und von Dritten eingesehen werden können. Nicht mehr und nicht weniger.

Für bestimmte Zwecke kann das bereits ausreichend sein. Wie etwa für den Kauf von Geschenken, wenn der Beschenkte ebenfalls den jeweiligen Computer und infolgedessen auch den Browser nutzt. Wer aber will, wird auch weiterhin Ihr Surfverhalten analysieren und einsehen können. Benutzen Sie den Inkognitomodus also mit Bedacht und nicht in dem Irrglauben, dass Sie mit diesem vollkommen privat im Internet unterwegs sind.


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M.Sc. Jan Hörnemann

Hallo liebe/r Leser/in, mein Name ist Jan Hörnemann. Ich bin TeleTrust Information Security Professional (T.I.S.P.) und beschäftigte mich seit 2016 nahezu tagtäglich mit Themen rund um die Informationssicherheit. Der CeHv10 war meine erste praktische Zertifizierung in dem Bereich. Durch den Abschluss Master of Science in dem Fachbereich Internet-Sicherheit habe ich viele verschiedene Aspekte kennengelernt und versuche diese sowohl in Live Hacking Shows als auch in unserem Blog zu vermitteln. Darüber hinaus bin ich als Informationssicherheitsbeauftragter tätig und vom TÜV für diese Tätigkeit qualifiziert worden (ISB nach ISO 27001)