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Datenträgerspürhunde im Einsatz

M.Sc. Jan Hörnemann

Hunde können unglaublich viel leisten und verstehen. Sie sind zudem viel klüger als die meisten Menschen annehmen und dank ihrer extrem ausgeprägten Nase können sie zudem auch unglaublich viel erschnüffeln. Sie finden Drogen, verfolgen Verbrecher, riechen zum Teil sogar Krankheiten wie Krebs und spüren nun auch effektiv Datenträger für Ermittlungsbehörden auf. Richtig gelesen, denn Hunde kommen vermehrt auch als sogenannte Datenträgerspürhunde zum Einsatz. Die finden, was verborgen bleiben soll und entlarven so cyberkriminelle Machenschaften mit kalter Schnauze.

Das ist eine ganz neue Art des Vorgehens, die unter Umständen auch viel Zeit bei der Suche nach Datenträgern einsparen kann. Ein Faktor, der in Zeiten digitaler Kriminalität zunehmend wichtiger wird. Die Suche mit den Hunden gelingt dabei inzwischen nicht nur überaus erfolgreich, sie ist auch entsprechend effizient für die jeweiligen Einsatzkräfte. Das reicht uns aus, um mal einen genaueren Blick auf diese überaus interessante Methode zu werfen. Was also hat es mit den Datenträgerspürhunden auf sich und wo kommen diese im tatsächlich zum Einsatz?

Datenträgerspürhund im Einsatz bei der Polizei

Die moderne Strafverfolgung muss sich anpassen. Wenn Verdächtige bei einer Hausdurchsuchung überrascht werden, verstecken sie nicht mehr nur Waffen und Drogen, sondern versuchen seit neustem auch digitale Beweise zu vernichten. Sie löschen Festplatten, demolieren SD-Karten und versuchen in geheimen Verstecken Geräte oder Backups zu sichern. Im Zweifel sind das Kryptowallets, die ihnen nach der Haft ein schönes Leben bescheren sollen.

Mit dem Datenträgerspürhund ersparen sich die Ermittlungsbehörden nun unnötige Sucharbeit. Die speziell trainierten Vierbeiner erschnüffeln nämlich unterschiedliche Chemikalien, die sich in den entsprechenden Geräten befinden können. Damit entdecken diese Hunde problemlos Akkus und Datenträger, die dann wiederum zu weiteren Geräten führen können, die als Beweismittel sichergestellt und im Gerichtsprozess verwertet werden können.

Für die Hunde stellt es dabei keinen Unterschied dar, ob sie nach Sprengstoffen, Drogen oder eben einfachen Datenträgern suchen. Sie sind einzig und allein darauf ausgebildet, bestimmte Gerüche zuverlässig zu erkennen und dann die Fährte aufzunehmen. Hat der Datenträgerspürhund also etwas Verdächtiges in der Nase, führt er die Polizeieinheiten zum Ziel und legt so mitunter auch Verstecke unter doppelten Böden frei.

Speicherkarten, Festplatten, SIM-Karten und mehr erschnüffeln

Denn wie eben schon erwähnt, haben sich die Zeiten längst geändert. Kriminelle planen ihre Strafdaten nicht nur oft vollkommen digital, sie führen diese auch dementsprechend aus. Schließlich ist Cyberkriminalität ebenso ernst zu nehmen wie die Straftaten in der realen Welt. Mitunter geht es bei der Cyberkriminalität sogar um gigantische Summen, die mittels Ransomware erpresst und via Bitcoin ausgezahlt werden.

Cyberkriminelle verstecken dann unter anderem auch, wie eben bereits aufgezeigt, Kryptowallets mit Bitcoins, die von den Datenträgerspürhunden natürlich ebenso entdeckt werden wie alle anderen Arten von Datenträgern. Das ist in diesem Zusammenhang aber besonders wichtig, um zu verhindern, dass die kriminellen Akteure nach einer Gefängnisstrafe einfach auf ihre Bitcoins zugreifen können und fortan ein recht gutes Leben mit kriminellem Geld führen.

Bei SIM-Karten geht es hingegen meist um Burner Phones oder sogenannte Wegwerfhandys, die von einem Datenträgerspürhund gefunden werden sollen. Dabei handelt es sich um Telefone mit anonymen SIM-Karten, die Strafverfolgungsbehörden oft Aufschluss darüber geben, welche Kontakte die Kriminellen gepflegt und welche Verbindungen mit anderen Straftätern geführt wurden. Diese Handys zu finden, ist demnach überaus wichtig für die spätere Beweisführung, sollte es zu einem Strafprozess kommen.

Datenträgerspürhunde sind effizienter als Polizeibeamte

Erste Studien deuten darauf hin, dass die hoch spezialisierten Hunde überaus effektiv einsetzbar sind. Die Zeit, die für eine umfangreiche Beweissicherung notwendig wäre, lässt sich durch den Einsatz der Hunde um ungefähr sechzig Prozent verringern. Die Hunde steigern somit die Effizienz einer Durchsuchung oder Sicherstellung um ein Vielfaches.

Das liegt natürlich auch daran, dass ein Datenträgerspürhund entsprechend motiviert an die Sache herangeht. Findet er etwas Verborgenes, bekommt er nicht nur Lob, er motiviert sich damit auch regelrecht selbst. Das wiederum hat zur Folge, dass er unbedingt noch mehr finden möchte. Ein Polizeibeamter geht da sicherlich weniger motiviert an eine Durchsuchung heran und benötigt infolgedessen auch deutlich länger für die gleichen Ergebnisse.

Allerdings müssen Datenträgerspürhunde auch entsprechend effizient arbeiten, denn der Einsatz ihrer Nase ist für die Hunde unglaublich anstrengend und überaus fordernd. Schon nach wenigen Minuten lässt die Kraft bereits nach und sind die Hunde länger als fünfzehn Minuten mit der Suche beschäftigt, benötigen sie erst einmal eine Pause oder sind gar völlig erschöpft. Dann sind sie für die Sucharbeit erst einmal nicht mehr zu gebrauchen.

Gut ist, dass die Spürhunde entsprechend trainiert wurden und für gewöhnlich innerhalb dieser Zeitspanne alles Relevante am Einsatzort finden. Sie wissen förmlich, dass sie schnelle Erfolge erzielen müssen und daher kommt auch die enorm hohe Motivation. Alles eine Sache des Trainings also.

Umfangreiche Ausbildung der Datenträgerspürhunde

Nicht jeder Hund kann automatisch als Datenträgerspürhund trainiert werden. Es bedarf meist besonderer Hunderassen und auch bei diesen muss der Hund selbst entsprechend geeignet für den Job sein, bevor sein Training beginnt. Hundetrainer kennen sich hier aber für gewöhnlich gut aus und haben selbst so etwas wie einen Spürsinn für die richtigen Hunde, die für die jeweilige Stelle als Datenträgerspürhund entsprechend geeignet sind.

Ist erst einmal der passende Hund mit einem entsprechend effektiven Geruchssinn gefunden, beginnt seine Ausbildung. Diese findet in einem speziellen Zentrum statt, mit spezialisierten Trainern, die für das anstrengende und recht fordernde Training um die zwei Monate Zeit benötigen. Von jetzt auf gleich geht es mit der Ausbildung zum Datenträgerspürhund also nicht.

Trainiert werden dort dann verschiedene Szenarien, die die Hunde an entsprechende Stresssituationen oder Umgebungen gewöhnen. Dort gilt es dann, die Geruchskonditionierung zu setzen, damit Hunde zielgenau das finden, was die Einsatzkräfte von ihnen verlangen. In einer Art Test endet anschließend die Ausbildung und gilt als bestanden, wenn der Hund wie gewünscht Datenträger und mehr in versteckter Umgebung zuverlässig identifizieren und zeitnah aufspüren kann.


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Schnelle Beweismittelsicherstellung mit tierischer Hilfe

Wir können die Ausbildung von Datenträgerspürhunden nur unterstützen. Nicht nur, dass es unglaublich eindrucksvoll ist, wie schnell und motiviert diese Hunde arbeiten, auch ihre Fähigkeit selbst verblüfft uns immer wieder aufs Neue. Wofür Einsatzkräfte gerne mal mehrere Stunden benötigen, zeigen die Hunde innerhalb weniger Minuten an, wo sich interessante Gegenstände verstecken, die dann nur noch entsprechend gesichert werden müssen.

Dass Hunde dazu fähig sind, ist dabei nicht einmal mehr die große Überraschung. Schließlich kennen wir derartiges schon von Spürhunden, die Drogen, Sprengstoff oder auch Leichen finden. Dass sie dabei aber in der Lage sind, digitale Gegenstände durch sehr einzigartige Gerüche in den Objekten selbst zu finden, ist wirklich überaus bemerkenswert.

Für die Ermittlungen und im Bereich der Cyberkriminalität sind Datenträgerspürhunde somit ein wahrer Segen. Vorbei sind damit die Zeiten, in denen Technik nur besonders gut versteckt sein musste, um unentdeckt zu bleiben. Datenträgerspürhunde finden sie in den hintersten Ecken, in doppelten Böden, Matratzen oder in Wandverstecken. Und das nicht innerhalb eines Tages, sondern meist innerhalb der ersten zehn Minuten am Einsatzort.

Jetzt müssen die Datenträgerspürhunde nur noch die digitale Forensik und das Pentesting lernen, um auch uns in unseren Büros unterstützen zu können. Aber wir freuen uns natürlich auch so über jeden tierischen Begleiter, auch wenn er nur daliegt und in der Mittagspause eine Streicheleinheit von uns einfordert.


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M.Sc. Jan Hörnemann

Hallo liebe/r Leser/in, mein Name ist Jan Hörnemann. Ich bin TeleTrust Information Security Professional (T.I.S.P.) und beschäftigte mich seit 2016 nahezu tagtäglich mit Themen rund um die Informationssicherheit. Der CeHv10 war meine erste praktische Zertifizierung in dem Bereich. Durch den Abschluss Master of Science in dem Fachbereich Internet-Sicherheit habe ich viele verschiedene Aspekte kennengelernt und versuche diese sowohl in Live Hacking Shows als auch in unserem Blog zu vermitteln. Darüber hinaus bin ich als Informationssicherheitsbeauftragter tätig und vom TÜV für diese Tätigkeit qualifiziert worden (ISB nach ISO 27001)