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Bitcoin ATM: Technologie, Sicherheit und Zukunftsaussichten

B.Sc. Thomas Henning

Es gibt keine digitale Kryptowährung, die weltweit so etabliert ist wie der Bitcoin. Kein Wunder also, dass inzwischen auch eigene Bitcoin-Automaten existieren, die umgangssprachlich gerne als Bitcoin ATM bezeichnet werden. Im Grunde sind es Geldautomaten für die Kryptowährung.

Doch was hat es damit auf sich? Wie funktioniert ein Bitcoin ATM und wie sicher sind die Automaten in Bezug auf Hacking und Betrug? Das sind viele spannende Fragen, fanden wir, die sich zudem perfekt in unsere Reihe von Artikeln über die unterschiedlichen Kryptowährungen und deren Eigenheiten einfügen.

Zeit also, sich die Bitcoin ATMs mal aus der Nähe anzusehen und herauszufinden, welche Schwachstellen und Probleme diese Automaten allgemein haben oder haben können. Funktionieren sie am Ende vielleicht sogar perfekt und es gibt gar keinen Grund zur Sorge? Finden wir es doch einfach heraus!

Was genau ist ein Bitcoin ATM überhaupt?

Wie in der Einleitung bereits angedeutet, handelt es sich bei einem Bitcoin-Automaten oder eben auch Bitcoin ATM im Grunde um nichts anderes als einen Geldautomaten. Mit dem einen großen Unterschied, dass der Bitcoin ATM mit der Kryptowährung Bitcoin funktioniert und diese auch entsprechend ausgibt.

Statt also Geld abzuheben, wie bei einem klassischen Geldautomaten, gebt ihr dem Automaten Geld in Form einer Fiatwährung, woraufhin der Automat euch wiederum Bitcoins gutschreibt. Das Besondere an der Sache ist, dass dies funktioniert, ohne bei einer Kryptowährungsbörse registriert sein zu müssen.

Der Bitcoin ATM oder auch Bitcoin-Automat sorgt damit unter anderem dafür, dass auch Personen an Bitcoins gelangen, die sich nur wenig bis gar nicht mit der Kryptowährung auskennen. Sie können an solchen Automaten relativ einfach und ohne viel Umwege Bitcoins kaufen.

Wo gibt es Bitcoin-Automaten in Deutschland?

Bitcoin-Automaten gibt es fast überall in Deutschland. Waren sie zu Beginn noch relativ wenig verbreitet, ist der Bitcoin inzwischen derart etabliert, dass auch die Bitcoin-Automaten keine Seltenheit mehr sind. Es gibt sogar Websites, die sich rein auf die Auflistung solcher Bitcoin ATMs fokussiert haben und funktionieren, wie die Geldautomatensuche einer Bank.

Geben wir dort unsere eigene Adresse ein, zeigt sich schnell, dass in nahezu allen großen Städten schon entsprechende Bitcoin-Automaten aufgestellt sind. Innerhalb von dreißig bis sechzig Minuten komme ich mit dem Auto also fast immer zu einem naheliegenden Bitcoin ATM und könnte mir dort, wenn ich wollte, Bitcoins auf meine Wallet ziehen.

Stellt sich gleich eine andere Frage, nämlich die, wie solch ein Bitcoin-Automat funktioniert. Ist es etwa ein klassischer Verkaufsautomat oder doch ein Gerät, welches nur über komplizierte Umwege nutzbar ist?

Wie funktionieren Bitcoin ATMs?

Weltweit gibt es inzwischen mehrere Anbieter von Bitcoin-Automaten. Die genaue Funktionsweise kann sich daher minimal unterscheiden. Doch genau wie bei einem Geldautomaten erscheint das Verfahren weder besonders kompliziert noch umständlich zu sein, sodass es jeder auf den ersten oder zumindest den zweiten Blick verstehen sollte.

In Deutschland herrscht zudem die Verifikationspflicht. Auch ein Bitcoin ATM muss demnach das sogenannte Know Your Customer (KYC) -Verfahren abschließen, ehe eine Transaktion eingeleitet oder ausgeführt wird. Anonyme Bitcoins kaufen geht also auch an einem Bitcoin ATM nicht ohne Weiteres.

Am Automaten wird dann entweder die eigene Wallet angegeben oder eine neue erstellt. Bezahlt werden die Bitcoins in Bargeld oder mit Karte, wobei es hier auf den jeweiligen Bitcoin ATM ankommt, welche Zahlungsmittel dort erlaubt sind. 

Warum sind Bitcoin-Automaten nicht anonym nutzbar?

Kurz gesagt, weil in Deutschland das Know Your Customer (KYC) -Verfahren vorgeschrieben ist. Zumindest inzwischen. Denn bis in jüngster Vergangenheit war es noch möglich, an solchen Bitcoin ATMs vollkommen anonym an die Kryptowährung zu gelangen. Eine Verifizierung, wie sie heute notwendig ist, war demnach nicht vorgeschrieben.

Leider fand die Bafin (Bundesamt für Finanzdienstleistungsaufsicht) das Geschäftsgebaren der Automatenbetreiber aber alles andere als lustig. Nachdem etliche Automaten auch anonyme Transaktionen weit über 10.000 Euro erlaubt hatten, leitete die Bafin entsprechende Verfahren ein und sorgte dafür, dass einige Anbieter ihren Betrieb vollständig einstellen mussten.

Seitdem setzten Bitcoin-Automaten auf Know Your Customer (KYC), um die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen und den Betrieb weiterführen zu können. Denn ohne derartige Verifizierungsmaßnahmen ist dies nicht länger möglich. Doch was bedeutet das KYC-Verfahren für die Anonymität der Kryptowährung?

Was ist das KYC-Verfahren bei Bitcoin ATMs?

Die KYC-Bestimmungen sehen vor, dass Unternehmen ihre Kunden verifizieren müssen, um sicherzugehen, dass kein Identitätsdiebstahl oder Betrug vorliegt. Finanzinstitute nutzen das KYC-Verfahren etwa, wenn Kunden ein Konto eröffnen oder einen Kredit beantragen möchten. Die Identitätsdaten werden dafür entsprechend geprüft, sodass jederzeit sichergestellt ist, dass die jeweilige Person auch wirklich existiert und somit persönlich verantwortlich ist sowie unter Umständen haftbar gemacht werden kann.

Dieses Verfahren ist auch bei einem Bitcoin ATM Pflicht. Kryptobörsen unterliegen ebenfalls den KYC-Bestimmungen. Das wiederum hat zur Folge, dass der Bitcoin als Währung in dem Moment, in dem eine Identitätsprüfung erfolgt, keine Anonymität mehr gewährleisten kann. Gerade die ist und war jedoch von Anfang an ein großes Argument für die Kryptowährung, weshalb die Kritik an den KYC-Bestimmungen auch entsprechend groß ausfiel.

Viele Börsen von Kryptowährungen untergraben die KYC-Vorschriften derzeit massiv. So erlauben Sie den Handel noch vor Verifizierung, oder aber sie führen keine Prüfung durch und wehren sich damit aktiv gegen das unbeliebte Verfahren. Legal ist das alles aber nicht und auch Kryptowährungen unterliegen nun einmal den geltenden KYC-Vorschriften und damit denselben Regeln wie klassische Finanzinstitute.

Wie sicher sind Bitcoin-Automaten?

Nachdem wir soeben alle Details bezüglich der Bitcoin-Automaten erläutert haben, können wir zu unserem Hauptaugenmerk, der Sicherheit, zurückkommen. Wie sicher ist ein Bitcoin ATM? Ein Betrug ist durch die Kontrolle über die Bafin inzwischen nicht mehr so ohne Weiteres möglich. Automatenbetreiber müssen derweil nämlich zertifiziert sein, sodass nicht einfach irgendwer einen solchen Automaten aufstellen darf. Das reine Geschäft mit den Bitcoins scheint also erst einmal relativ sicher zu sein.

Die Automaten selbst sind jedoch nicht vollumfänglich geschützt, wie Sicherheitsforscher auch bereits beweisen konnten. Sie schafften es in der Vergangenheit nämlich, allein durch Touchscreen-Eingaben und einen QR-Code, die volle Kontrolle über solche Automaten zu übernehmen.

Doch hacken lässt sich nahezu alles, wenn nur genügend Zeit vorhanden ist und Finesse angewandt wird. Ein größeres Sicherheitsrisiko dürfte bei den Bitcoin-Automaten somit ihr Standort sein. Da in der Regel hohe Werte eingetauscht werden, ist ein körperlicher Angriff an solch einem Automaten wahrscheinlicher als ein Hack. Zudem stehen viele Bitcoin ATMs an beliebigen Orten, die nicht gesondert gesichert oder überwacht werden, wie es bei Geldautomaten einer Bank der Fall ist. Hier sehen wir eher ein Sicherheitsrisiko als in der grundlegenden Hackbarkeit.


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Ist ein Bitcoin ATM wirklich zukunftssicher?

Der Bitcoin hat sich über die Jahre hinweg extrem stark etablieren können, soviel ist klar. Doch die Bitcoin-Automaten sind, nachdem sie entsprechende Verifizierungen vorausgesetzt hatten, etwas weniger beliebt als noch zuvor. Kein Wunder, denn Kryptowährungen sind für viele nur deshalb interessant, weil sie Anonymität garantieren. Fällt die weg und können entsprechende Bitcoin-Automaten nicht mehr anonym zum Kauf von Bitcoins verwendet werden, kann auch gleich in Kryptobörsen gekauft werden. Wozu bräuchte es da noch einen Bitcoin ATM?

Wie sicher solche Automaten sind, steht zudem ebenfalls nicht gänzlich fest. Es gab bereits Automaten, die beim Bootvorgang Linux-Fenster präsentierten und so anfällig für Hackerangriffe waren. Cybersecurity sollte jedoch, gerade in einem Bereich wie den Bitcoins, eine besonders hohe Rolle spielen. Mal ganz davon abgesehen, dass auch körperliche Angriffe und Diebstähle an solchen Automaten realistisch möglich sind.

Ist der Bitcoin ATM als Automat also wirklich zukunftssicher und vertrauenswürdig? Wir finden nicht. Wir sind zwar große Fans von Kryptowährungen, doch gerade solche digitalen Zahlungsmittel sollten und müssen nicht in Form eines Automaten mit der realen Welt verschmelzen. Die Sicherheit ist auf vielen Kryptobörsen daher auch weitaus höher zu bewerten, als sie bei den Automaten ausgeprägt ist. Trotzdem ein interessantes Thema. Mal schauen, wie sich die Bitcoin-Automaten in Zukunft noch entwickeln werden.


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B.Sc. Thomas Henning

Mein Name ist Thomas Henning. Ich bin Offensive Security Consultant und Speaker bei der AWARE7 GmbH. Meinen Bachelor of Science habe ich mit der Fachrichtung Informatik abgeschlossen. Zu meinen täglichen Aufgaben gehören Sicherheitsüberprüfungen von allen für die technische Infrastruktur relevanten Facetten eines Unternehmens. Darunter fallen externe und interne Tests der IT-Systeme wie auch Social Engeneering Einsätze, bei denen die Mitarbeiter unserer Kunden im Fokus stehen. Als Referent und Speaker der AWARE7 liegt mein Schwerpunkt auf der Vermittlung von Wissen im Bereich der IT und Informationssicherheit sowie der Schaffung eines Bewusstseins für diese wichtigen Themen.