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Banana Pi: Billigkopie oder leistungsstarker Mini-PC?

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Als der Raspberry Pi erschien, schlug er ein wie Bombe und löste eine wahre Lawine an Begeisterung aus. Dann gab es Fehler seitens des Herstellers, eine Menge Kritik, doch das System des kleinen Mini-Computers blieb weiterhin erfolgreich. Vor allem deshalb, weil kein anderer Computer dieser Größe derart gut ausgestattet war und zugleich als vollwertiger PC herhalten konnte. Moment, wirklich keiner? Doch, denn es gibt noch eine Art Konkurrenzprodukt aus dem fernen China, welches auf den Namen Banana Pi hört.

Der Banana Pi ist im Grunde nichts anderes als der Raspberry Pi, weshalb er oft als Klon, Kopie oder schlichtweg Nachahmer betitelt wird. Doch nur weil ein anderer Hersteller etwas Ähnliches produziert, muss er ja nicht gleich ein Copycat und das Produkt schlecht sein.

Wir werden uns den Banana Pi in unserem heutigen Artikel daher etwas genauer anschauen. Was kann die Konkurrenz zum Raspberry Pi leisten? Ist der China-PC eine ebenso günstige und starke Alternative, oder ist der Banana Pi schlussendlich doch nur ein billiger Klon, der dem Raspberry Pi nicht im Geringsten das Wasser reichen kann? Genau das wollten wir herausfinden und haben uns das Gerät mal ein wenig genauer angesehen. Doch zuerst ein paar Worte zum Raspberry Pi und dem Einplatinencomputer im Allgemeinen.

Hype um die Einplatinencomputer

Bevor wir nun mit dem Banana Pi und Raspberry Pi tief in die Materie einsteigen, sollten wir uns zunächst die Einplatinencomputer als solche einmal genauer ansehen. Die haben bei ihrem Erscheinen nämlich einen regelrechten Hype ausgelöst. Das lag und liegt primär in ihrer kompakten Bauweise, die es erlaubt, dass die Einplatinencomputer nahezu an jedem Ort und für jeden Bereich problemlos und schnell eingesetzt werden können.

Vorteile der Einplatinencomputer sind, dass alle Bauteile auf nur einem Leiterplatten-Board untergebracht werden. Sie verfügen über Arbeitsspeicher, besitzen einen Prozessor und meist auch eine Grafikeinheit sowie, je nach Modell, viele unterschiedliche Anschlüsse und Schnittstellen. Und all das in einer Größe, die ungefähr den Maßen einer Kreditkarte entspricht und damit überaus mobil erscheint.

Einplatinencomputer sind für gewöhnlich zudem auffallend günstig. Für gerade einmal zwischen 30 und 70 Euro bekommen Interessierte also einen vollwertigen Computer, in kleiner Bauweise, der sich für allerlei vielfältige Projekte einsetzen lässt oder in Verbindung mit Maus, Tastatur und Monitor sogar als normaler PC genutzt werden kann.

Kern des Hypes sind dabei die vielfältigen Projekte, die mit diesen Mini-PCs bereits realisiert wurden. Sowohl Raspberry Pi als auch der Banana Pi sind hauptsächlich in der IT-Bastlerszene bekannt und beliebt. Von einer eigenen Gaming-Konsole bis zum Tonibox-Nachbau auf Basis des Raspberry Pi, Smart Home Steuerungen oder einem AdBlocker als PiHole haben die kleinen Computer unzählige interessante Projekte hervorgebracht. Allen voran der Raspberry Pi, für den fast jedes der Projekte auch entsprechend optimiert wurde. Bevor wir also auf die Konkurrenz vom Banana Pi schauen, sollten wir uns das Original noch einmal genauer ansehen.

Raspberry Pi als Vorgänger und Vorbild

Als der Raspberry Pi im Jahr 2012 auf den Markt kam, war er der erste Mini-PC, der nicht viel größer als eine Kreditkarte war und damit ungeahnte Einsatzzwecke möglich machte. Dort, wo sonst kein Platz für einen Computer war oder es an Energie für die Stromversorgung fehlte, konnte der Raspberry Pi als Ein-Chip-System (SoC) problemlos eingesetzt werden. Auch im Bereich Smart Home und als Teil vieler Bastelprojekte von verschiedenen IT-Enthusiasten, traf der Raspberry Pi auf großes Interesse.

Kein Wunder also, dass es verschiedene Versuche gab, etwas Ähnliches zu entwickeln und anzubieten. Nicht zuletzt, weil der Raspberry Pi immer vollständiger wurde, samt eigenem Betriebssystem sowie Tastatur- und Maus-Kombi für den sofortigen Einsatz als Low Budget Rechner. Mal ganz davon abgesehen, dass der Mini-Computer schnell zu einem Kassenschlager wurde, von dem Anfang 2022 noch vermeldet wurde, dass bereits 45 Millionen Geräte verkauft werden konnten.

Zwar gab es immer wieder auch kleinere und größere Probleme mit dem Raspberry Pi, doch den Erfolg des kleinen Computers konnte das kaum stoppen. Zu praktisch war er und zu viel ließ sich, aufgrund der kleinen Bauweise, bei vergleichsweise starker Leistung, damit realisieren. Mit dem eigenen Betriebssystem Raspberry Pi OS, welches auf Debian Linux basiert, ist der Raspberry Pi der wohl günstigste Computer und damit auch ideal für Kinder und Entwicklungsländer geeignet.

Banana Pi als Nachfolger und Klon

Doch kommen wir nun zum Banana Pi, dem eigentlichen Thema unseres Artikels. Wichtig war und ist nur, dass Sie verstehen, was genau der Raspberry Pi ist und wie er mit dem Banana Pi in Verbindung steht. Letzterer ist nämlich eine Art Nachfolger, Ableger oder vielleicht auch eher ein simpler Klon aus China. Doch schauen wir uns den Banana Pi kurz mit all seinen technischen Details an.

Im Grunde ist der Banana Pi eine chinesische Variante des Raspberry Pi. Der sollte nämlich über die Raspberry Pi Foundation ebenfalls für Bildungszwecke eingesetzt werden. Gleiches gilt jetzt auch für den Banana Pi, der von der chinesischen Bildungsinitiative Lemaker stammt. Gestartet ist der Banana Pi zwei Jahre nach dem Raspberry Pi, nämlich 2014. Mutmaßlich nachdem klar wurde, wie erfolgreich der Raspberry Pi werden würde und wie gut dieser sich von Anfang an verkaufte.

Das Ein-Chip-System (SoC) ist tatsächlich eine relativ offensichtliche Kopie des Raspberry Pi, nur mit anderem Prozessor. Rein optisch und von seiner Funktion her scheinen beide aber nahezu identisch. Zudem setzt der Banana Pi auf Kompatibilität mit dem Raspberry Pi. Hier wird also sehr stark versucht, denselben Markt zu bedienen und größtmögliche Kompatibilität zu schaffen. Alles aber etwas verschwommener und weniger klar geregelt. So ist unter anderem unklar, wer genau welche Versionen des Banana Pi als Hersteller produziert. Der Hersteller selbst ist zudem umtriebig und macht noch mehr als nur einen Mini-PC.

Banana Pi als Hersteller und Konkurrent

Zuletzt kündigte Banana Pi unter anderem einen WiFi 6 Router an, der vorrangig ein spezielles Argument besitzt, nämlich seinen besonders günstigen Preis. Genau wie beim Banana Pi geht es hier in erster Linie darum, gute Technik zum möglichst niedrigsten Preis anzubieten. Der Router selbst kostet derzeit nur 35 Euro und ist auch als Do-it-yourself-Variante, also in Einzelteilen zum selbst zusammenbauen zu haben.

Angeboten werden von Banana Pi derzeit unzählige Versionen des Single Board Computers. Wie beim Raspberry Pi auch, unterscheiden sich die Ausführungen primär im Hinblick auf die gebotene Ausstattung. So gibt es günstige Grundversionen und spezielle Banana Pi Fassungen, die dann auf Video Encoding und Decoding oder andere Aspekte optimiert wurden.

Der Unterschied zum Raspberry Pi wird hier ebenso deutlich, denn allgemein scheinen viele Versionen des Banana Pi besser optimiert oder ausgebaut zu sein. Es gibt mehr oder schnelleren RAM, zusätzliche Anschlüsse, darunter auch SATA-Anschlüsse und Gigabit-Ethernet-Ports. Vor allem die teils größere Rechenleistung kann Kunden aber immer wieder überzeugen.

Banana Pi vs. Raspberry Pi

Am Ende sind es die Unterschiede, die den Banana Pi auch für Raspberry Pi Enthusiasten interessant erscheinen lassen. Einer der größten Punkte bei den beiden Mini-Computern ist sicherlich das Thema Anschlüsse. Raspberry Pi bietet hier weitaus weniger und auch weniger Möglichkeiten als der Banana Pi an, der unter anderem auch vollwertige SATA-Anschlüsse mitliefert und so wesentlich schnellere Verbindungen zu den gängigen Festplatten erlaubt. Das kann wichtig sein und stellt einen großen Unterschied zum eher konservativen und somit spärlich ausgestatteten Raspberry Pi dar.

Außerdem gibt es den aktuellen Banana Pi M5 weiterhin mit vollem Support für Android. Das läuft über Umwege zwar auch auf dem Raspberry Pi, der Banana Pi besitzt hier aber nativen Support für das reine Android. Überhaupt ist die Unterstützung für verschiedene Betriebssysteme riesig und mit Android ist der Banana Pi mitunter eben auch sehr mobil einsetzbar und für interessante Projekte zu gebrauchen, die Android entsprechend voraussetzen.

Dennoch wirkt der Banana Pi am Ende irgendwie nur wie der billige Klon. Wir wissen auch nicht, woran es genau liegt. Vielleicht einfach an der Tatsache, dass der Raspberry Pi so alteingesessen und allseits bekannt ist. Auch der Banana Pi hat definitiv seine Vorteile, doch gerade die Community ist einfach wesentlich kleiner. Speziell für Bastelprojekte kann gerade das jedoch eine entscheidende Rolle spielen, weil die Gemeinschaft beim Raspberry Pi einander hilft und auch regelrecht gemeinsam an neuen und spannenden Lösungen arbeitet.

Die Wahl müssen Sie treffen, denn deutlich schlechter ist der Banana Pi am Ende nicht. Möchten Sie mit Android arbeiten und eine SATA-Festplatte anschließen, kommen Sie um den Banana Pi nur schwer herum. Möchten Sie hingegen maximale Mobilität erreichen, Hilfe aus der Community und Ihr Projekt nach Fertigstellung mit anderen Teilen, die weitere Features hinzufügen, wird der Raspberry Pi eher etwas für Sie sein. Interessant sind beide. Es ist eine rein persönliche Entscheidung.

Raspberry vs Banana
Banana Pi vs. Raspberry Pi (Bild ist KI generiert mit DALL-E)
Foto des Autors

Vincent Reckendrees

Hallo, ich bin Vincent Reckendrees und leite das Team Offensive Services bei der AWARE7 GmbH. In meinem Bachelor und Master Studium habe ich mich auf IT-Sicherheit spezialisiert und BSI zertifizierter IS-Penetrationstester. Meine Leidenschaft gilt Reverse Engineering, Hardware- und Web-Sicherheit. Als Experte für Penetrationstests finde ich Schwachstellen in Systemen und Netzwerken und nutze sie, um realistische Cyberangriffe zu simulieren und Sicherheitsmaßnahmen zu verbessern. Durch Reverse Engineering entdecke ich Fehler und Verbesserungsmöglichkeiten in Software und Hardware. Meine Fähigkeiten in Hardware- und Web-Sicherheit ermöglichen es mir, physische Geräte und Online-Plattformen vor einer Vielzahl von Cyberbedrohungen zu schützen und ihre Integrität und Zuverlässigkeit zu gewährleisten.