Beratung

Nearest Neighbor Attack: Wie sicher ist Ihr WLAN wirklich?

Veröffentlicht am

Während wir uns auf Technologien wie WLAN verlassen, um unseren Alltag zu erleichtern, lauern Gefahren oft dort, wo wir sie nicht erwarten, direkt in unserer unmittelbaren Umgebung. Eine davon ist die sogenannte Nearest Neighbor Attack, bei der Cyberkriminelle gezielt die WLAN-Netzwerke von Nachbarn angreifen. Doch wie funktioniert dieser Angriff? Warum ist er so effektiv, und vor allem: Wie können Sie sich davor schützen? In diesem Artikel tauchen wir in die Welt dieser Bedrohung ein und geben wertvolle Tipps, wie Sie Ihr Netzwerk absichern.

Was ist die Nearest Neighbor Attack?

Die Nearest Neighbor Attack bezeichnet gezielte Angriffe auf WLAN-Netzwerke in der direkten Umgebung, wie beispielsweise in Mehrfamilienhäusern oder dicht besiedelten Wohngebieten. Angreifer nutzen Schwachstellen in schlecht gesicherten Netzwerken aus, um unbefugt darauf zuzugreifen.

Warum ist das ein Problem? Sobald jemand Zugriff auf Ihr WLAN hat, kann diese Person:

  • Ihre Internetverbindung missbrauchen, z. B. für illegale Downloads.
  • Ihre sensiblen Daten wie Passwörter, E-Mails oder Banking-Informationen abfangen.
  • Ihr Netzwerk als Ausgangspunkt für Cyberangriffe verwenden, wodurch Sie in den Verdacht geraten könnten.

Die Gefahr liegt vor allem in der Nähe des Angreifers, denn dieser benötigt lediglich Zugriff auf Ihr WLAN-Signal, um den Angriff durchzuführen.

Wie funktionieren solche Angriffe?

Cyberkriminelle setzen auf verschiedene Methoden, um Schwachstellen in Ihrem Netzwerk aufzuspüren und auszunutzen. Die gängigsten Techniken sind:

  1. Netzwerkscans:
    Mit Tools wie Aircrack-ng oder Wireshark durchsuchen Angreifer die Umgebung nach WLAN-Netzwerken. Sie prüfen dabei, ob diese Netzwerke ungesichert sind oder veraltete Verschlüsselungsstandards wie WEP verwenden.
  2. Brute-Force-Angriffe:
    Bei dieser Methode probieren Kriminelle systematisch verschiedene Passwortkombinationen aus, bis sie erfolgreich sind. Besonders schwache Passwörter wie „12345678“ oder „Passwort123“ machen es den Angreifern leicht.
  3. Social Engineering:
    Angreifer nutzen Täuschung, um Sie dazu zu bringen, sensible Informationen preiszugeben – beispielsweise durch gefälschte E-Mails, die vorgeben, von Ihrem Internetanbieter zu stammen.
  4. Schwachstellen in Routern:
    Manche Routermodelle haben bekannte Sicherheitslücken, die nicht durch Firmware-Updates behoben wurden. Angreifer können diese Schwachstellen ausnutzen, um Zugriff auf Ihr Netzwerk zu erhalten.

Beispiele aus der Praxis

Der teure Fehlalarm: Ein Nachbar wird zum Verdächtigen

Herr S., ein selbstständiger Webdesigner, lebt in einem Mehrfamilienhaus in einer deutschen Großstadt. Sein Alltag ist stressig, und die technische Einrichtung seiner Wohnung hat er lange nicht mehr überprüft, auch nicht das WLAN. Sein Router nutzte noch die voreingestellten Zugangsdaten des Herstellers, und die Verschlüsselung war auf WEP gesetzt, da er nie die Einstellungen geändert hatte.

Eines Morgens wird Herr S. von einem lauten Klopfen an seiner Wohnungstür geweckt. Zwei Polizisten stehen vor ihm und fordern ihn auf, mit zur Wache zu kommen. Der Vorwurf: Sein Internetanschluss sei für den Download illegaler Inhalte genutzt worden, darunter urheberrechtlich geschützte Filme und sogar fragwürdige Dateien, die strafrechtlich relevant sind. Herr S. ist schockiert und versteht die Welt nicht mehr.

Nach mehreren Stunden auf der Wache wird klar: Herr S. ist tatsächlich nicht der Täter, sondern ein Nachbar hatte sich mit einer sogenannten Nearest Neighbor Attack Zugriff auf sein ungesichertes WLAN verschafft. Die Ermittlungen zogen sich jedoch über Wochen hin, und Herr S. musste mehrfach seine Unschuld beweisen. Die Situation belastete ihn psychisch enorm, und das Vertrauen in die Nachbarschaft war unwiderruflich zerstört. Außerdem verursachten die Ermittlungen hohe Anwaltskosten, die Herr S. selbst tragen musste.

Konsequenzen: Der Angriff brachte Herrn S. nicht nur in Schwierigkeiten mit den Behörden, sondern beschädigte auch seinen Ruf. Er stellte fest, wie wichtig die richtige Absicherung des eigenen WLANs ist – ein Fehler, den er nicht wiederholen wollte.

Der schleichende Datenverlust: Ein kleiner Fehler mit großen Folgen

Frau M. arbeitet im Homeoffice und ist auf eine stabile und sichere Internetverbindung angewiesen. Sie hat zwar ein komplexes Passwort für ihr WLAN erstellt, doch um es sich einfacher zu machen, hatte sie WPS (Wi-Fi Protected Setup) aktiviert gelassen – eine Funktion, die das schnelle Verbinden neuer Geräte ermöglicht, jedoch oft Sicherheitslücken birgt.

Eines Tages bemerkt Frau M., dass ihre Internetverbindung plötzlich langsamer ist als sonst. Sie denkt sich zunächst nichts dabei, vielleicht liegt es am Anbieter oder an der allgemeinen Netzbelastung. Doch nach einigen Wochen fallen ihr weitere seltsame Dinge auf: Mehrere ihrer Online-Konten, darunter ihr privates E-Mail-Konto und ihr Cloud-Speicher, wurden gehackt. Ihre Dateien, darunter persönliche Dokumente und private Fotos, tauchten in einem dubiosen Forum auf.

Nach Rücksprache mit einem IT-Experten stellte sich heraus, dass ein Nachbar Zugriff auf ihr WLAN erlangt hatte. Er hatte mithilfe eines Tools die Schwachstelle in der WPS-Funktion ausgenutzt und sich in das Netzwerk gehackt. Von dort aus konnte er unbemerkt ihre Daten abfangen und sogar einige ihrer Passwörter auslesen, da sie nicht durch eine VPN-Verbindung geschützt waren.

Konsequenzen: Neben dem Verlust persönlicher Daten erlebte Frau M. eine langwierige Wiederherstellung ihrer Online-Konten. Der emotionale Stress, zu wissen, dass ihre privaten Informationen in fremde Hände geraten waren, war erheblich. Außerdem musste sie Zeit und Geld investieren, um ihren Router neu zu konfigurieren und ihren digitalen Alltag sicherer zu gestalten.

Wie können Sie sich schützen?

Die gute Nachricht ist: Mit den richtigen Maßnahmen können Sie Ihr WLAN vor Angriffen sichern. Hier sind die wichtigsten Schritte:

  1. Verwenden Sie moderne Verschlüsselung
    Aktivieren Sie WPA3 auf Ihrem Router – der aktuell sicherste Standard. Falls dieser nicht verfügbar ist, nutzen Sie WPA2. Ältere Standards wie WEP sollten unbedingt vermieden werden.
  2. Setzen Sie ein starkes Passwort
    Wählen Sie ein langes und komplexes Passwort mit mindestens 16 Zeichen, das Zahlen, Buchstaben und Sonderzeichen kombiniert. Beispiele:
    • M3inNetzw3rk!2024
    • WLAN$Sicher#Jetzt
  3. Deaktivieren Sie WPS
    WPS (Wi-Fi Protected Setup) ermöglicht zwar eine einfache Einrichtung von Geräten, birgt aber erhebliche Sicherheitsrisiken. Schalten Sie diese Funktion in den Router-Einstellungen aus.
  4. Aktualisieren Sie regelmäßig die Firmware Ihres Routers
    Hersteller veröffentlichen regelmäßig Updates, um Sicherheitslücken zu schließen. Überprüfen Sie daher regelmäßig, ob Ihr Router auf dem neuesten Stand ist.
  5. Richten Sie ein Gastnetzwerk ein
    Ein separates Netzwerk für Gäste schützt Ihr Hauptnetzwerk vor potenziellen Risiken. Besucher haben so Zugriff auf das Internet, aber nicht auf Ihre sensiblen Daten.
  6. Überwachen Sie verbundene Geräte
    Viele Router bieten eine Übersicht der verbundenen Geräte. Kontrollieren Sie regelmäßig, ob nur autorisierte Geräte Zugriff auf Ihr Netzwerk haben.
  7. Nutzen Sie ein VPN
    Ein virtuelles privates Netzwerk (VPN) verschlüsselt Ihre Internetverbindung und erhöht so die Sicherheit. Dadurch wird es Angreifern erschwert, Ihre Daten abzufangen.

Warum Wachsamkeit entscheidend ist

Die Nearest Neighbor Attack zeigt, dass Gefahren oft näher sind, als wir glauben. Ihr Netzwerk ist nicht nur ein Zugangspunkt zum Internet, sondern auch ein potenzielles Tor für Kriminelle. Mit den oben genannten Maßnahmen können Sie Ihr WLAN effektiv schützen und sicherstellen, dass es ausschließlich von Ihnen genutzt wird. 

Nehmen Sie sich noch heute die Zeit, die Sicherheit Ihres Netzwerks zu überprüfen. Denn oft reicht ein kleiner Aufwand, um sich vor großen Risiken zu bewahren. Bleiben Sie wachsam und schützen Sie, was Ihnen wichtig ist.

Foto des Autors

Jan Hörnemann

Ich bin Jan Hörnemann, TeleTrust Information Security Professional (T.I.S.P.) und seit 2016 leidenschaftlich in der Welt der Informationssicherheit unterwegs. Mein Master of Science in Internet-Sicherheit hat mir ein fundiertes Verständnis für verschiedene Aspekte dieser Branche vermittelt, das ich in meiner laufenden Promotion kontinuierlich ausbaue. In der AWARE7 bin ich Chief Operating Officer und Prokurist, gleichzeitig koordiniere ich die Abteilungen "Informationssicherheit" und "Offensive Services" und sorge dafür, dass alle Projekte reibungslos ablaufen.