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Internes Audit: Pflicht oder Option?

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Als wichtiger Bestandteil des Informationssicherheitsmanagementsystems (ISMS) spielt ein internes Audit eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung und Überprüfung der Sicherheitsstandards eines Unternehmens. Es handelt sich dabei um eine systematische, unabhängige und dokumentierte Prüfung der Prozesse, Richtlinien und Kontrollen, die ein Unternehmen zum Schutz seiner Daten und der IT-Infrastruktur implementiert hat. Doch ist ein internes Audit verpflichtend und welche Vorteile bietet es? 

Was genau ist ein internes Audit?

Ein internes Audit dient dazu, die Einhaltung von internen und externen Standards, Richtlinien und gesetzlichen Vorgaben zu überprüfen. Es bewertet, ob die Sicherheitsmaßnahmen des Unternehmens effizient sind. Dabei wird geprüft, ob alle relevanten Sicherheitskontrollen und Prozesse wirksam umgesetzt werden und den Anforderungen von Normen wie zum Beispiel der ISO/IEC 27001 oder anderen gesetzlichen Vorgaben wie der DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung) entsprechen. Die ISO/IEC 27001 ist Teil der ISMS-Normfamilie und stellt ein wesentliches Regelwerk für Unternehmen jeder Größe und Branche dar, um ein Informationssicherheitsmanagementsystem (ISMS) effektiv zu implementieren und aufrechtzuerhalten. Diese Norm basiert auf bewährten globalen Sicherheitspraktiken und ermöglicht es Organisationen, sensible Informationen in Bezug auf Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit bestmöglich zu schützen. Eine erfolgreiche Zertifizierung nach ISO/IEC 27001 durch eine unabhängige, von der DAkkS anerkannte Zertifizierungsstelle bestätigt die Qualität des ISMS und stärkt das Vertrauen externer Partner in die Sicherheitsprozesse des Unternehmens.

ISO-Normen, einschließlich der ISO/IEC 27001, sind international anerkannte Standards, die dazu dienen, Prozesse zu vereinheitlichen und Best Practices in verschiedenen Bereichen, insbesondere der Informationssicherheit, zu fördern. Diese Normen bieten Unternehmen ein strukturiertes Vorgehen zur Risikominderung und helfen dabei, gesetzliche Vorgaben wie die DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung) zu erfüllen.

Ein internes Audit wird in der Regel durch eine unabhängige Person innerhalb des Unternehmens durchgeführt. Dadurch ist es möglich, Schwachstellen und Risiken zu identifizieren, bevor externe Audits oder Zertifizierungsprozesse stattfinden. Im Gegensatz zu externen Audits zielt das interne Audit darauf ab, kontinuierliche Verbesserungen zu ermöglichen und sicherzustellen, sodass die Sicherheitspraktiken im Unternehmen auf dem neuesten Stand sind.

Sind interne Audits verpflichtend?

Wenn ein Unternehmen nach der ISO/IEC 27001, einem international anerkannten Standard für Informationssicherheitsmanagementsysteme (ISMS), zertifiziert ist oder eine Zertifizierung anstrebt, sind regelmäßige interne Audits verpflichtend. Dabei muss dieses vor der eigentlichen Zertifizierung durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass alle Anforderungen des ISMS erfüllt sind. Nach der Zertifizierung sind die Unternehmen verpflichtet, jedes Jahr ein internes Audit durch eine unabhängige Person durchführen zu lassen, um die Konformität des ISMS zu gewährleisten und sicherzustellen, dass alle Sicherheitsmaßnahmen weiterhin wirksam implementiert sind. Ohne ein internes Audit kann ein Unternehmen nicht die notwendigen Nachweise erbringen, um die Zertifizierung zu erhalten oder aufrechtzuerhalten.


In einigen Branchen, insbesondere in regulierten Bereichen wie dem Finanz- oder Gesundheitswesen, kann es zusätzliche gesetzliche Vorgaben geben, die diese verpflichtend machen. So verlangen beispielsweise bestimmte Datenschutzgesetze oder Branchenstandards, dass Unternehmen ihre Sicherheitsvorkehrungen regelmäßig überprüfen und dokumentieren. 


Selbst wenn kein Zertifizierungsstandard oder eine gesetzliche Vorschrift ein internes Audit fordert, kann es aus Sicht der Unternehmensführung dennoch als Pflicht angesehen werden. Unternehmen, die großen Wert auf die Sicherstellung der Informationssicherheit legen, implementieren diese oft als Teil ihrer kontinuierlichen Sicherheitsstrategie. Auf diese Weise gewährleisten sie, dass Sicherheitsrisiken frühzeitig erkannt und behoben werden, bevor sie zu schwerwiegenden Vorfällen führen können.


Sofern Unternehmen nicht den Anforderungen von Normen wie der ISO/IEC 27001 oder spezifischen gesetzlichen Regelungen unterliegen, gibt es keine allgemeine Vorschrift, die dazu verpflichtet, interne Audits durchzuführen. Dennoch kann der Verzicht auf interne Audits Auswirkungen auf die IT-Sicherheit haben, da ohne regelmäßige Überprüfungen Sicherheitslücken unentdeckt bleiben können, was zu ernsten Folgen wie Datenschutzverletzungen, finanziellen Verlusten und Reputationsschäden führen kann. Zudem kann der Verzicht auf interne Audits im Rahmen eines externen Audits oder einer Zertifizierung als Mangel angesehen werden, der äußerstenfalls zum Verlust der Zertifizierung führen kann.

Welche Vorteile bieten regelmäßige Sicherheitsüberprüfungen?

Selbst wenn interne Audits nicht als Pflicht vorgeschrieben sind, bieten sie folgende Vorteile:

  1. Frühzeitige Erkennung von Schwachstellen:
    Interne Audits ermöglichen es, potenzielle Sicherheitslücken frühzeitig zu identifizieren und zu beheben, bevor sie bei externen Audits entdeckt werden oder zu Sicherheitsvorfällen führen können.
  2. Optimierung der Sicherheitsprozesse:
    Regelmäßige Audits helfen dabei, Prozesse kontinuierlich zu verbessern und sicherzustellen, dass die Sicherheitspraktiken im Unternehmen stets auf dem neuesten Stand sind.
  3. Nachweis der Konformität:
    Sie bieten Unternehmen einen wertvollen Nachweis über die Einhaltung interner und externer Sicherheitsanforderungen, was bei externen Audits oder Prüfungen von Vorteil ist.
  4. Erhöhte Widerstandsfähigkeit:
    Durch regelmäßige interne Audits erhöht ein Unternehmen seine Widerstandsfähigkeit gegenüber Cyberangriffen, da Schwachstellen systematisch aufgedeckt und behoben werden.

Schlussfolgerung auf einen Blick

Ob ein internes Audit verpflichtend ist, hängt von den regulatorischen Anforderungen, Zertifizierungszielen und internen Sicherheitsstandards eines Unternehmens ab. Für Unternehmen, die nach ISO/IEC 27001 zertifiziert sind oder eine Zertifizierung anstreben, sind sie unvermeidlich. In regulierten Branchen wie dem Finanz- oder Gesundheitswesen können interne Audits ebenfalls gesetzlich vorgeschrieben sein. Selbst in Fällen, in denen keine direkte Verpflichtung besteht, ist es zu empfehlen, nicht auf sie zu verzichten, da sie eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung eines effizienten Informationssicherheitsmanagements spielen.

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Maik Hagelüken

Ich bin Maik Hagelüken und leite die Abteilung für Informationssicherheitsberatung. Dank meiner umfassenden Erfahrung im Bereich TISAX und meiner Tätigkeit als Auditor verfüge ich über ein breites Spektrum an Fähigkeiten und Fachwissen. Zudem habe ich ein Bachelorstudium in IT-Sicherheit und Informationstechnik absolviert. Mein Ziel ist es, unsere Leser stets über die neuesten Entwicklungen und bewährten Praktiken in der Branche auf dem Laufenden zu halten. Besonders wichtig ist mir dabei der menschliche Faktor, da ein effektives ISMS ohne die aktive Einbeziehung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht funktionieren kann.