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E-Rezept: Fortschritt oder Rückschritt?

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Das E-Rezept ist da und führt, wie so oft bei derartigen Projekten, schon vor seinem großflächigen Einsatz zu massiven Protesten und Problemen. Im Alltag von Ärzten und Patienten ist das eigentlich sehr durchdachte E-Rezept nämlich bislang nicht vollends angekommen und viel schlimmer noch, es mangelt an der Erreichbarkeit der dahinterstehenden IT-Systeme.

Das wiederum hat zur Folge, dass Patienten ihre E-Rezepte zwischenzeitlich nicht einlösen können und Apotheken für mehrere Stunden hilflos dastehen, während immer mehr Kunden mit E-Rezepten erscheinen. Da diese mitunter nicht einmal sofort vom Arzt signiert werden, sind sie oft ohnehin erst am Folgetag einlösbar. 

Die Probleme sind also groß und es stellt sich die Frage, wie zukunftssicher das E-Rezept eigentlich ist? Kann es das klassische Papierrezept wirklich vollständig ablösen und infolgedessen für eine entsprechende Modernisierung und vor allem Digitalisierung sorgen? Zeit, sich dem ganzen Thema einmal anzunehmen.

Was ist das E-Rezept und wie funktioniert es?

Dass der Begriff E-Rezept die Kurzform für das elektronische Rezept ist, werden Sie sicherlich längst wissen. Das versteht sich eigentlich von selbst. Doch was genau steckt hinter dem Begriff? Das E-Rezept meint ein elektronisches Rezept, also ein solches, welches nicht mehr in Papierform, sondern rein digital übermittelt wird. Dabei sind auch auf dem E-Rezept dieselben Informationen gespeichert, die auch auf einem Rezept in Papierform vorhanden wären.

Statt das Rezept also auf dem klassischen Ausdruck zu bekommen, wird dieses nun über eine Telematikinfrastruktur hinterlegt. Als Patient erhalten Sie lediglich einen QR-Code, den Sie dann in einer Apotheke Ihrer Wahl vorzeigen können. Dieser wird dort vom Personal eingescannt, woraufhin dieselben Daten übertragen werden, wie vorher mit dem klassischen Papierrezept. Mit dem einen großen Unterschied, dass alles etwas schneller und einfacher vonstattengeht, und zwar auf beiden Seiten.

So sollte es zumindest sein, denn in der tatsächlichen Praxis ist es jetzt leider so, dass das E-Rezept mitunter große Schwierigkeiten bereitet. Doch schauen wir uns die aktuellen und allgemein möglichen Probleme des E-Rezepts kurz noch einmal etwas genauer an, bevor wir weitere Details dazu ausführen.

Welche Probleme gibt es mit dem E-Rezept?

Die Probleme, die das E-Rezept derzeit verursacht, sind groß und sie sorgen aktuell für viel Ärger. Schwierigkeiten gibt es nämlich immer wieder im Hinblick auf die Erreichbarkeit. Die Telematikinfrastruktur funktioniert also nicht, weshalb das E-Rezept nicht eingelöst werden kann. Patienten erhalten somit ein E-Rezept von ihrem Arzt, gehen damit in die Apotheke und dort kann selbiges nicht korrekt eingescannt werden, weil die Telematikinfrastruktur schlichtweg nicht erreichbar ist.

Für die Apotheke ist das ärgerlich, denn laut Aussagen vieler Apotheker verschwinden Kunden daraufhin oft einfach und kommen nie mehr wieder. Schließlich fällt das Problem auf die Apotheke zurück, die nach Meinung der Kunden nicht zuverlässig arbeitet und Rezepte nicht richtig einlösen kann. Die Patienten hingegen sind genervt, müssen zu einer anderen Apotheke fahren und das ist, wie Sie sich sicherlich vorstellen können, im akuten Krankheitsfall oder im hohen Alter, auch nicht immer ohne Weiteres möglich.

Natürlich sind solche IT-Probleme, wie nicht erreichbare E-Rezept-Fachdienste, potenziell lösbar. Sie werden sich unter Umständen aber auch wiederholen, da Server nun einmal korrekt eingerichtet, gewartet und dauerhaft geschützt werden müssen. Angriffe auf die sogenannte kritische Infrastruktur sind heutzutage schließlich auch keine Seltenheit mehr.

Welche Vorteile und Nachteile hat das E-Rezept?

In der Theorie ist das E-Rezept ein wahrer Segen für alle, die mit Rezepten zu tun haben und auch entsprechend häufig damit umgehen müssen. Vom Gedanken her vereinfacht selbiges nämlich nahezu alle bestehenden Abläufe. Das Ausstellen gelingt bei einem E-Rezept schneller und einfacher, da es nur auf das Smartphone übertragen wird. Hat jemand kein Smartphone oder keine Ahnung von Technik (wie es bei vielen älteren Menschen der Fall ist), bekommt er den QR-Code einfach auf Papier ausgedruckt.

Mit dem Code geht es dann in die Apotheke und dort wird selbiger ohne unnötigen Aufwand eingescannt, woraufhin das Medikament ausgegeben werden kann. Alles hier setzt also auf möglichst einfache Abläufe und schnelle Abfertigung, sodass Rezeptvergabe und Ausgabe deutlich besser funktionieren.

Der größte Vorteil ist sicherlich innerhalb von Online-Sprechstunden zu finden. Hier sind E-Rezepte der einfachste Weg, digital ein Rezept zu übermitteln, welches nicht erst in der Arztpraxis abgeholt werden muss. Mit dem E-Rezept wird selbiges digital ausgehändigt und kann dann in der Apotheke oder per App auch in Online-Apotheken eingelöst werden.

Nachteile sind bezüglich der Bedienung zu finden. Wie der aktuelle Fall zeigt, können Systeme auch mal ausfallen und E-Rezepte somit nicht abrufbar oder einlösbar sein. Das ist ein großes Problem, bei dem zu hoffen ist, dass es nach ein paar Startschwierigkeiten nicht mehr auftreten wird. Ein Papierrezept hingegen kann immer vorgelegt und eingelöst werden, wobei es auch da ehrlicherweise schon einmal Probleme gab. Ganz sicher funktioniert eben nichts in der Welt.

Auch die digitale Signatur schafft mitunter neue Probleme. E-Rezepte lassen sich nämlich erst mit korrekter Signatur einlösen. Nutzen Ärzte dann eine sogenannte Stapelsignatur, mit der sie viele E-Rezepte gleichzeitig signieren können, kann es sein, dass diese erst am Ende des Tages angewandt wird und das E-Rezept somit erst am Folgetag eingelöst werden kann. Nervereien, die es mit dem klassischen Papierrezept zuvor so natürlich nicht gab. Gerade bei dringend benötigten Medikamenten kann es daher notwendig werden, in der Praxis zu fragen, ob das Rezept bereits digital signiert wurde und somit einlösbar ist.

Wie sieht es mit der Cybersicherheit aus?

Nun ist es so, dass Cyberangriffe im Gesundheitswesen keine Seltenheit mehr sind. Vielmehr konnten wir beobachten, dass die Angriffe auf kritische Infrastrukturen zuletzt sogar deutlich zunahmen. Auch Ransomware ist hier ein wesentlicher Faktor, denn eine Hackerethik gibt es allgemein nicht mehr und immer mehr Erpressungsversuche richten sich an staatliche oder wichtige Institutionen, wie Krankenhäuser, Atomkraftwerke oder ähnliche Einrichtungen.

Das E-Rezept bietet hier also ein weiteres Einfallstor für Hacker, welches nur durch clevere Präventivmaßnahmen in den Griff bekommen werden kann. Doch damit das klappt, müssen die Verantwortlichen auch alle gemeinsam an einem Strang ziehen. Bei dem großen Ausfall in jüngster Vergangenheit, der das System immer mal wieder für mehrere Stunden lahmlegte, wurde die Verantwortung hingegen hin- und hergeschoben. Der Staat machte den Anbieter Gematik verantwortlich, der wiederum schob diese weiter an den Anbieter Medisign, der die operative Verantwortung für die Erreichbarkeit trägt. 

All das ist aber kein gutes Zeichen für ein funktionierendes und durchdachtes System. Wieder einmal arbeiten anscheinend viele Anbieter und Dienstleister gemeinsam an einem System, was unweigerlich Schwierigkeiten mit sich bringt. Genau wie die Stapelsignaturen und andere IT-Probleme. Cybersicherheit sollte in solch einem Bereich daher eine umso größere Rolle spielen. Doch wie kann eine solche gewährleistet werden, wenn schon die grundsätzliche Erreichbarkeit ein Problem beim E-Rezept darstellt?

Welche Zukunft haben die E-Rezepte?

Die technischen Herausforderungen für die Bereitstellung des E-Rezepts sind groß. Ebenso die der notwendigen Cybersicherheit. Prävention von Cyberangriffen im Gesundheitswesen ist das A und O und die saubere technische Basis die absolute Voraussetzung dafür, dass ein hoher Grad an Cybersicherheit gewährleistet werden kann. Ganz zu schweigen vom Datenschutz, der bei digitalen Schnellschüssen ebenfalls gerne mal auf der Strecke bleibt.

Das E-Rezept selbst ist jedoch gut durchdacht und auf Basis eines QR-Codes auch keine komplizierte Technik. Wer mit dem Smartphone oder anderer digitaler Technik nicht zurechtkommt, kann sich den QR-Code in der Arztpraxis zudem schnell und einfach ausdrucken lassen und das Rezept wie ein klassisches Papierrezept einlösen. Die Hürden sind also sehr gering, die Technik selbst nicht allzu kompliziert und so verwundert es uns sehr, dass zuletzt derartig große Probleme bezüglich des E-Rezepts entstanden sind.

Aktuell liegen die größten Schwierigkeiten in der Erreichbarkeit des Services und in der Cybersicherheit, die dauerhaft aufrechterhalten werden muss. Die Signaturen sind ebenfalls noch ein Problem, da, zumindest derzeit, viele Ärzte die einfachen Stapelsignaturen verwenden, mit denen Rezepte dann aber oft erst Stunden später und somit erst am kommenden Tag einlösbar sind. Für Medikamente, die sofort benötigt werden, geht das natürlich nicht. Es bleibt also abzuwarten, in welche Richtung sich das Thema noch entwickeln wird.

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Chris Wojzechowski

Mein Name ist Chris Wojzechowski und ich habe vor wenigen Jahren meinen Master in Internet-Sicherheit in Gelsenkirchen studiert. Ich bin geschäftsführender Gesellschafter der AWARE7 GmbH und ausgebildeter IT-Risk Manager, IT-Grundschutz Praktiker (TÜV) und besitze die Prüfverfahrenskompetenz für § 8a BSIG. Unser Brot und Buttergeschäft ist die Durchführung von Penetrationstests. Wir setzen uns darüber hinaus für ein breites Verständnis für IT-Sicherheit in Europa ein und bieten aus diesem Grund den Großteil unserer Produkte kostenfrei an.