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Damn Small Linux Alpha 1: Die Wiedergeburt einer Legende

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Wir drehen die Zeit kurz ein wenig zurück und erinnern uns gemeinsam an die 2000er-Jahre, in denen die IT noch ein wenig anders funktionierte. Auch die Rechenpower war allgemein noch nicht vorhanden und während Linux selbst als Alternative zu Microsoft und MacOS längst etabliert war, lief es noch lange nicht auf allen Rechnern wirklich rund.

Das galt für Betriebssysteme damals aber ohnehin, denn die grafischen Benutzeroberflächen sahen zwar allesamt schick aus, sorgten jedoch für manch einen Ruckler auf dem Desktop. Wohlgemerkt ohne rechenintensive Aufgaben oder geöffnete Anwendungen im Hintergrund. Und so machte sich ein Team auf, mit Damn Small Linux ein Betriebssystem zu entwickeln, welches fernab von grafischen Finessen rein auf Performance setzen und daher auf jedem noch so alten Computer lauffähig sein sollte. Um genau zu sein, erschien 2008 die letzte Version von Damn Small Linux.

Bis dann Anfang 2024 eine plötzliche Meldung die Runde machte, dass Damn Small Linux in einer Alpha 1 veröffentlicht wurde. Interessierte sollten sich melden, um beim Bugfixing und der weiteren Optimierung zu helfen. Moment mal, ist da gerade ein Toter wieder auferstanden?

Die Idee hinter Damn Small Linux

Um Damn Small Linux zu verstehen, muss man die alten Zeiten kennen. Als Rechner noch teuer waren und mitunter nicht sehr leistungsfähig. Auch Laptops und später dann die Notebooks waren zumeist noch riesengroße, absurd schwere Kisten, mit wenig Akkulaufzeit und massiven sowie sperrigen Gehäusen. Während Betriebssysteme es einem ebenfalls nicht gerade leicht machten, weil sie allerlei grafische Raffinessen bieten wollten, die jedoch allesamt auf die Performance drückten und den Speicher verstopften.

Damn Small Linux, oder kurz einfach DSL genannt, wollte Abhilfe schaffen. Das erklärte Ziel des Teams war es, dass Damn Small Linux auf 486er-Computern laufen sollte, ohne dort Probleme zu bereiten oder allzu viel Speicher zu besetzen. Ein abgespecktes und möglichst performantes Linux also, welches weiterhin umfangreich nutzbar ist, aber den ganzen Krimskrams der großen Distributionen einfach weglässt.

Mit der neuen Alpha ist Damn Small Linux nun zurück und macht erneut eine Kampfansage in Richtung der großen Linux-Distributionen. Denn die sind, wie es auf der Website heißt, heutzutage vollkommen maßlos in ihrer Größe geworden. Ziel von DSL ist es daher, wieder ein ISO zu erzeugen, welches auf einen 700 Megabyte Rohling passen würde. Eben ganz so, wie es früher einmal war, als noch viel komprimiert und verkleinert wurde, um dies zu ermöglichen.

Damn Small Linux Alpha 1 im Detail

Mit der Damn Small Linux Alpha 1 hat sich das Ziel per se also nur geringfügig verändert. So geht es auch weiterhin in erster Linie darum, eine möglichst kompakte Linux-Version zu erzeugen. Inzwischen aber an die neuen Maßstäbe angepasst. Ziel für die Damn Small Linux Alpha 1 sind also alle x86-Computer mit weniger Rechenleistung als allgemein üblich.

Dabei verzichtet das Damn Small Linux aber nicht auf Anwendungen, sondern packt vielmehr ein Paket, welches die Grundbedürfnisse erfüllt, ohne dabei gleich überladen daherzukommen. Es geht nicht darum, krampfhaft besonders klein zu sein, sondern vielmehr zurück zu einer ehrlichen und gesunden Größe zu gelangen. Also darum, weniger Platz zu verschwenden und den bestehenden sinnvoller zu nutzen.

Der Entwickler beschreibt es als seine Aufgabe, dass Damn Small Linux auch noch für Computer eingesetzt werden kann, die kein DVD-Laufwerk besitzen und auch keinen Boot via USB unterstützen. Damit möchte der Entwickler aktiv alte Computer erhalten und diese auch in Zukunft weiterhin effektiv und mit einem modernen Linux nutzbar machen.

Linux möglichst stark schrumpfen

Um Damn Small Linux zu realisieren, musste sich der Entwickler zunächst einmal spezielle, besonders kleine Anwendungen suchen. Da das Ziel eine tatsächlich nutzbare Linux-Distribution war, ging es nicht einfach um das Wegschneiden von Apps, sondern um das Entdecken von ressourcenschonenden Alternativen zu den großen Anwendungen.

Als Fenster-Manager wurden in DSL Fluxbox und JWM integriert. Außerdem wurde auf große Browser verzichtet, die heute allesamt als Ram-Fresser gelten. Statt Chromium gibt es daher BadWolf und Dillo sowie den textbasierten Links2. Es gibt AbiWord für Schreibarbeiten, Zathura für PDFs und mit mtPaint auch eine rudimentäre Grafikbearbeitung.

Damit lässt Damn Small Linux erst einmal nichts vermissen. Zudem liegt der Fokus ohnehin auf alten Computern, die nicht nur kleine, sondern eben auch ressourcenschonende Anwendungen voraussetzen, um überhaupt weiterhin zu funktionieren. Moderne Anwendungen laufen auf alten Rechnern schließlich nur bedingt effektiv.

Dennoch war es ein großer Aufwand, damit DLS auf unter 700 Megabyte geschrumpft werden konnte. Der Entwickler betont dabei immer wieder, dass er einige Tricks anwenden musste und auch einiges schlichtweg fehlt. Die Dokumentation zum Beispiel oder weitere Sprachen. Dafür gibt es dann ein Download-Skript, welches die Dateien nach der Installation noch entsprechend hinzufügt.

Sinn und Zweck hinter DSL

Prinzipiell lässt sich daher sagen, dass Damn Small Linux einen guten Job erledigt. Der Entwickler hat nicht einfach alles entfernt und die kleinsten Anwendungen gewählt, sondern sich ernste Gedanken darüber gemacht, was auf alten Computern tatsächlich benötigt wird, was dort noch entsprechend gut läuft und worauf verzichtet werden kann. Das Ergebnis in Form von DSL kann sich auch wirklich sehen lassen. Neben den für Nutzer sehr sinnvollen Programmen gibt es in Damn Small Linux auch einen umfangreichen Werkzeugkasten für Admins. 

Stell sich die Frage, wer DSL wirklich noch benötigt. Vermutlich niemand. Mittlerweile gibt es viele Linux-Versionen und auch sehr spezielle Distributionen wie KolibriOS (von dem es sogar ein Disketten-Image gibt) sind hinlänglich bekannt. Der Ansatz bei DSL mag ein anderer sein, doch im Kern ist es nur eine kleine Fassung von Linux, bei dem vieles fehlt.

Realistische Einsatzzwecke gibt es demnach wohl nicht. Es ist ein Liebhaberprojekt, und zwar eines mit einer langen Geschichte. Vermutlich schwingt also auch viel Nostalgie mit, wenn wir hier über Damn Small Linux berichten. Es ist die Erinnerung an andere Zeiten, fernab von Ram-Fressern und Hardware intensiven Standards.

Beliebt in der Hacker Community

Innerhalb der Hacker Community war Damn Small Linux stets ein geliebtes Kind. Es war klein, schnell, unglaublich zuverlässig und ließ sich zudem auf jedem noch so alten Rechner zum Laufen bringen. Das war etwas, was in Hacking-Kreisen überaus wertgeschätzt wurde. Auch wenn die alten Zeiten längst vorbei sind, es ist und bleibt die Wiedergeburt einer Legende, die wir hier mit Damn Small Linux Alpha 1 miterleben.

Zudem zeigt DSL auch heute noch, was möglich ist. Kompakte Größe, gelungener Funktionsumfang und die Möglichkeit, es auf sehr alten Rechnern und mit einer klassischen CD-Rom zum Laufen zu bringen. Dieser Anwendungszweck wird zwar sicherlich eher selten vonnöten sein, doch die Möglichkeit ist dennoch schön.

Schließlich ist es am Ende auch die Vielfalt von verfügbaren Linux-Distributionen, die das freie Betriebssystem so besonders und attraktiv für Hacker macht. Wenn auch Sie also im Ethical Hacking zu Hause sind und sich für derartige Spielereien interessieren, sollten Sie unbedingt einen Blick riskieren.

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Vincent Reckendrees

Hallo, ich bin Vincent Reckendrees und leite das Team Offensive Services bei der AWARE7 GmbH. In meinem Bachelor und Master Studium habe ich mich auf IT-Sicherheit spezialisiert und BSI zertifizierter IS-Penetrationstester. Meine Leidenschaft gilt Reverse Engineering, Hardware- und Web-Sicherheit. Als Experte für Penetrationstests finde ich Schwachstellen in Systemen und Netzwerken und nutze sie, um realistische Cyberangriffe zu simulieren und Sicherheitsmaßnahmen zu verbessern. Durch Reverse Engineering entdecke ich Fehler und Verbesserungsmöglichkeiten in Software und Hardware. Meine Fähigkeiten in Hardware- und Web-Sicherheit ermöglichen es mir, physische Geräte und Online-Plattformen vor einer Vielzahl von Cyberbedrohungen zu schützen und ihre Integrität und Zuverlässigkeit zu gewährleisten.